Juli – Dezember 2017
Das ist Weihnachten
„… Friede auf Erden ist eine Utopie. Die Lieder, die davon handeln, halten den Glauben an eine radikale Alternative fest. Das Leben würde depressiv ohne diese Widerstandslieder. Und wenn sie einen verstören, weil die Wirklichkeit so entsetzlich anders ist, haben sie Erfolg. Denn nur Menschen, die sich stören lassen und etwas vermissen, sind offen für die Sehnsucht, die nach Veränderung sucht: Das ist Weihnachten. ….“ Heribert Prantl in der Süddeutschen Zeitung am 22. Dez 2017
Geschenke-Lawine
Da beschweren sich die Paketzulieferer, dass sie die Unmengen an Paketen in diesen Tagen nicht bewältigt bekommen und der Einzelhandel beklagt den Umsatzrückgang wegen der Onlinekäufe bei Amazon, Zalando &Co.
Und ich, ich versuche mich in dieser dritten -und in diesem Jahr letzten- Adventwoche auf das wesentliche von Weihnachten, auf die Weihnachtsbotschaft einzustimmen:
Heute ist Euch der Retter geboren worden und so ist Frieden auf Erden den Menschen, die Gott liebt (Lukas-Evangelium 1)
Über dieses Geschenk des Himmels können wir uns freuen und deshalb beschenken wir uns.
Aber diese Friedens- und Frohe Botschaft zu Weihnachten gerät offensichtlich immer mehr in Vergessenheit und nach einer aktuellen Umfrage sieht nur noch 21% der Deutschen diesen christlichen Grund des Weihnachtsfestes als Feierns wert in einem weihnachtlichen Gottesdienst an.
Stattdessen ist aus dem Geschenk als Zeichen der Dankbarkeit und Liebe eine Geschenke-Lawine geworden, bestellt nach Online-Wunschzetteln bei Amazon & Co.
Zeit schenken, Zuwendung, sich selbst ist die adäquate Geschenkidee, die dem Geschenk des Himmels an Weihnachten entspricht.
GS 19. Dez 2017
Ein Geschenk des Himmels
Manche Menschen wissen nicht,
wie wichtig es ist,
daß sie einfach da sind.Manche Menschen wissen nicht,
wie gut es tut
sie einfach zu sehen.Manche Menschen wissen nicht,
wie tröstlich
ihr gütiges Lächeln ist.Manche Menschen wissen nicht,
wie wohltuend
ihre Nähe ist.Manche Menschen wissen nicht,
wie viel ärmer
wir ohne sie wären.Manche Menschen wissen nicht,
dass sie ein Geschenk
des Himmels sind.Sie wüssten es,
würden wir es ihnen
sagen!© Petrus Ceelen (*1943), belgischer Geistlicher, Psychotherapeut, Autor und Aphoristiker, arbeitete als Gefangenenseelsorger und ist seit 1992 Aids-Pfarrer in Stuttgart
… und Frieden auf Erden … alle Jahre wieder … let them know it’s christmas time
In diesen Tagen vor Weihnachten bricht sich die Ur-Sehnsucht des Menschen nach Frieden wieder Bahn, denn es werden Provokationen gesetzt, Krisen scheinen sich auszuweiten, die Aggression in der Zivilgesellschaft wird spürbarer und Gewalt eskaliert. Das alles wird auch noch mediengerecht aufgearbeitet und in Echtzeit publiziert.
Zufällig, gesteuert, außer Kontrolle geraten … oder nur bewusster wahrgenommen, weil eben die Sehnsucht nach Frieden mit Weihnachten eng verbunden wird?
Dagegen die andere, die heile Welt der Weihnachtsmärkte und des Christmas Lullaby. Für wenige Stunden Zerrissenheit, Chaos, Elend, Krieg und Leid vergessen, einfach ausblenden.
Dieser Gegensatz wird überbrückt, durch die Inflation von Charity-Shows und AID-Projekten:
Wenn ich schon die Welt nicht ändern kann, dann will ich wenigstens punktuell helfen Not zu lindern und Zeichen der Solidarität und Mitmenschlichkeit setzen, etwas abgeben vom weihnachtlichen Überfluss … alle Jahre wieder.
Feed the world, heal the world – ich habe bei diesen englisch/ amerikanischen AID-Song-Projekten immer meiner Sehnsucht entsprechend PEACE ON EARTH gehört, die Botschaft der Engel, der Boten Gottes an die Menschen, denen in der Weihnachtsnacht die Geburt des Retters der Welt verkündet wurde. Der, mit dem Frieden in die Welt kommen soll.
Aber Frieden kommt nicht einfach so, sondern ist eine Wirkung von gerechter Weltordnung, Verzicht auf Gewalt und Versöhnungsbereitschaft. Frieden ist da, wo er zwischen Menschen gelebt wird in der Bereitschaft zur Versöhnung, sich gegenseitig respektieren, im aufeinander zugehen, miteinander teilen, … und füreinander beten
Charity-Shows und AID-Projekte können sensibilisieren und zum Teilen herausfordern –
BandAID 30 (2014):
Endlich wieder Weihnachtszeit
Die Nerven liegen so schön blank
Egal ob’s regnet oder schneit
Wir treffen uns am Glühweinstand
Wir vergessen unsere Nächsten nicht
Kaufen all die Läden leer
Die ganze Stadt versinkt heut‘ Nacht im Lichtermeer
Und du fliegst nur 6 Stunden weiter
Ärzte, Schmerzen ohne Grenzen
Kleine Jungs in Barcelona Shirts malen ihre Träume an die Wände
Es gibt so viel Zukunft, so viel Vielfalt in all den 54 Ländern
Doch immer nur dieselben Bilder …
Wir feiern unsere Feste
Doch wir sehen nicht wie sie fallen
Der Tod kennt keine Feiertage
Und schon ein Kuss kann tödlich sein
Kein Abschied und keine Umarmung
Jeder stirbt für sich allein
Do they know it’s Christmas Time at all?
Heal the world
Let them know it’s Christmas Time again
und mit einer Spende das schlechte Gewissen oder die Hilflosigkeit beruhigen, …
bis zum nächsten Weihnachtsfest, alle Jahre wieder.
GS 12. Dez 2017
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Du hast uns reich gemacht, Herr,
du hast unsere Hände gefüllt.
Gib, dass wir nun auch an die weitergeben,
die all das nötig haben,
was wir im Überfluss besitzen.Du hast uns satt gemacht, Herr.
Wir wissen kaum noch, was Hunger ist.
Gib, dass wir nun auch mit denen teilen,
die Nahrung brauchen und unsere Hilfe.Du hast uns Phantasie gegeben, Herr.
Wir setzen sie geme ein,
wenn es um uns geht.
Gib, dass wir sie nun auch
für andere aufbringen.Lass uns die Not dieser Welt erkennen
und Wege finden, wie wir ihr
abhelfen können.Karl-Heinz Ronecker (Adventlich leben, Verlag am Eschbach 2008, S.61)
Power-on – Advent?
Advent, Zeit des Wartens auf das Weihnachtsfest, Zeit sich mit dem eigenen Sehnen, mit der Sehnsucht zu beschäftigen. Advent – worauf warte ich eigentlich in diesen Wochen? Ich, wir, die Christen.
Da eröffnen schon vier Wochen vor Weihnachten die Weihnachtsmärkte und schon geht es mir besser und gleichzeitig schlechter. Besser, weil das depressiv machende, feuchtkalte und dunkle November-Wetter endlich erleuchtet wird. Schlechter, weil einfach so übergangslos der Weihnachtsmarktlichtschalter angemacht wird und sich die weihnachtliche Festbeleuchtung nicht langsam nach und nach entwickelt, sodass ich mich mit entwickeln kann auf Weihnachten hin.
Die Wartezeit wurde uns als Kinder mit Adventskalendern, auf denen oder in denen etwas zu entdecken war verkürzt und der Spannungsbogen durch die zunehmenden Lichter, sprich die Kerzenanzahl auf dem Adventskranz allmählich aufgebaut, angereichert mit Kostproben von selbstgebackenen Weihnachtsplätzchen und adventlicher Musik.
Weihnachtsgebäck wird in den Supermärkten bereits nach den Sommerferien angeboten, Weihnachtsmärkte öffnen am Freitag vor Totensonntag, Tannenbäume sind ab 1.Dezember erhältlich und werden auch schon in den Häusern (nicht nur in White House) aufgestellt und weihnachtlich geschmückt. In den Vorgärten unserer Wohnsiedlung tummeln sich schon die Rentiere und Weihnachtsmänner in LED.
Der Spannungsbogen des „Wartens auf“ ist zum hektischen Online-Bestell-Marathon geworden. Aus „Worauf wartest Du?“ ist „Was wünscht Du Dir?“ und „Für wen hab ich noch kein Geschenk?“ geworden. Das Treffen am Glühweinstand mit den ArbeitskollegInnen und die Weihnachtsfeiern mit der Firma, dem Sportverein und der Frauengruppe strukturieren die besinnliche Vorbereitungszeit auf Weihnachten und nicht die Adventsonntage.
Advent, Advent, ein Lichtlein brennt, erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier, … dann steht das Christkind vor der Tür! – Kindisch? – Vielleicht, aber die Spannung wird langsam aufgebaut und das Christus-Kind ist Höhepunkt und Ziel adventlichen Wartens, die Be-Gründung des Weihnachtsfestes und nicht der Geschenke verteilende Weihnachtsmann, der immer noch nicht gegendert ist.
Erst die christliche Botschaft, dass Gott in diesem Kind Jesus Mensch geworden ist und dass diese Menschlichkeit Frieden ermöglicht, die Sehnsucht aller Menschen in einer von Gewalt und Krieg zerrissenen Welt die Chance hat Realität zu werden, erst dies macht aus dem Fest der Wintersonnenwende auf der Nordhalbkugel dieser wunderbaren Erde eine geweihte, eine Heilige Nacht und das Geschenk der Menschwerdung und Menschlichkeit wird Vorbild und Maßstab aller Weihnachtlichen Geschenkeflut. GS 5. Dezember 2017
Geh deinen inneren Weg
durch die Tage und Wochen des Advent.
Bewahre dir, wenn es möglich ist,
Zeit, in der der Atem ruhig geht,
in der nicht gehetzt und gerannt wird.
Es soll ja etwas in dir selbst geschehen.
Richte deine Gedanken und Erwartungen
auf das, was sich lohnt.
Gott behüte dich auf deinen Wegen.
Er gebe dir Frieden und Zuversicht.Einen gesegneten Advent wünsche ich dir.
Jörg Zink, Adventlich leben, Verlag am Eschbach 2008, S.12
Wunschlos? Glücklich?
Montag-Morgen hat mich Susanne Moll mit ihrem Beitrag „Wünschen“ auf WDR 5 nachdenklich gemacht. Nachdenklich deswegen, weil ich am Abend zuvor auf die Frage meiner Kinder, welche Wünsche ich denn zu Weihnachten habe, mal wieder den dummen Spruch rausgekloppt habe “keine, ich bin wunschlos glücklich“
Warum sage ich sowas als Antwort auf eine gut gemeinte und berechtigte Frage?
Doch wohl nur, weil mir die Frage nach meinen „materiellen“ Wünschen lästig ist, weil ich alles habe, was ich materiell brauche, und mehr als das. Aber ich –und viele andere, denen diese Floskeln ebenso unbedacht über die Lippen quillt- antworte mit einem immateriellen Begriff „Glück“, einem Gefühl, einem Zustand von Zufriedenheit und Wohlbefinden. „Ich habe keine Wünsche und bin (trotzdem) glücklich!
Aber Glück ist doch kein Dauerzustand, jedenfalls nicht bei mir, und Wünsche, also immaterielle habe ich doch wie jeder Mensch: geliebt zu werden und angenommen zu sein, in Frieden leben zu können, …
Es scheint, als ob wir nicht zu unseren Wünschen stehen, wir finden sie unrealistisch, unangebracht in einer von Konsum bestimmten Zeit, in und mit der wir uns ja auch wohlzufühlen scheinen.
Das Gefühl beschenkt zu werden und selbst zu schenken ist schön, wenn eine geglückte Beziehung dahinter steht oder damit ausgedrückt wird: Ich mag Dich, Du bist mir wichtig, ich liebe Dich … und deshalb mache ich mir Gedanken, was ich Dir schenken könnte, um genau dieses auszudrücken.
Der flapsige Spruch vom wunschlos glücklich Sein blockiert dies, wehrt die Achtsamkeit der Fragenden ab, verhindert über meine wirklichen Wünsche nachzudenken, hält meine Sehnsucht nach Glück klein, weil scheinbar unrealisierbar.
Wir brauchen diese Glück-Wünsche, die Sehnsucht nach einer Welt, in der wir in Gerechtigkeit, Frieden und Freiheit leben können. (Für Christen ist dies das Reich Gottes für alle Menschen, das mit der Geburt des Jesus aus Nazareth angebrochen ist und das unsere Lebensaufgabe ist.)
Diese Sehnsucht lässt uns leben und ist Motivation für unser Engagement in und für diese wunder-volle Welt. Navid Kermani hat bei seiner großen Rede anlässlich der Verleihung des Friedenspreises 2015 bekannt: „Ich glaube an Wünsche, und dass sie mit oder ohne Gott in unserer Welt wirken.“
Die kleinen und manchmal materiellen Geschenke sind Zeichen der Achtsamkeit und Verbundenheit, sie drücken Nähe und Beziehung aus, zeigen, dass unsere Wünsche Beachtung finden und können kleine Hinweise sein, dass auch die wirklichen und großen Wünsche wirken.
GS 28. Nov 2017
Ein Geschenk des Himmels
Manche Menschen wissen nicht,
wie wichtig es ist,
daß sie einfach da sind.Manche Menschen wissen nicht,
wie gut es tut
sie einfach zu sehen.Manche Menschen wissen nicht,
wie tröstlich
ihr gütiges Lächeln ist.Manche Menschen wissen nicht,
wie wohltuend
ihre Nähe ist.Manche Menschen wissen nicht,
wie viel ärmer
wir ohne sie wären.Manche Menschen wissen nicht,
dass sie ein Geschenk
des Himmels sind.Sie wüssten es,
würden wir es ihnen
sagen!© Petrus Ceelen
Gedenktag-Mix
Der vergangene Sonntag brachte 3 Gedenktage zusammen, die unterschiedlicher nicht sein könnten – Oder doch nicht?
Welt-Toiletten-Tag: Ein gutes Drittel der Weltbevölkerung hat nicht die Möglichkeit eine Toilette aufzusuchen. Wenn solche hygienischen Sanitäranlagen fehlen, wirkt sich das negativ auf die Qualität des Trinkwassers aus. Außerdem begünstigt ihr Fehlen das Ausbreiten von Keimen, Viren und Bakterien durch das verunreinigte Wasser. Wenn es kein getrenntes Ableitungs- und Reinigungssystem für Fäkalien gibt, verrichten die Menschen ihre Notdurft im Freien, was zusätzlich auch dem Ansehen ihrer Heimat schadet. (Dieser Text wurde von www.kleiner-kalender.de entnommen)
(Katholischer) Welttag der Armen: Papst Franziskus führte ihn ein zum Ende des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit. Der Gedenktag soll das Thema Armut als „Herzensanliegen des Evangeliums“ stärker in den Blick rücken und zu einer Glaubenserneuerung in den Kirchengemeinden beitragen, „…es könne weder Gerechtigkeit noch sozialen Frieden geben, solange Arme vor den Türen der Christen lägen.“ Ob und wie sich der neue Welttag der Armen entwickelt, hängt von der Kirche und ihren Gläubigen ab.
Volkstrauertag: Zum Gedenken an die Opfer von Krieg, Gewaltherrschaft, Verfolgung und Terrorismus. Er ist aber auch zu einem Tag der Mahnung zu Versöhnung, Verständigung und Frieden geworden.
Für mich haben die drei Gedenken an einem Tag etwas mit Gerechtigkeit zu tun, mit der Erinnerung und Mahnung, dass Gerechtigkeit als Voraussetzung für Frieden eine der wesentlichen Aufgaben der menschlichen Gemeinschaft ist.
Die Opfer der Ungerechtigkeit werden von Jesus in der Bergpredigt „glücklich“ genannt und die Gewinnler werden zu Loosern im Reich Gottes der Gerechtigkeit und des Friedens:
Glücklich seid ihr Armen, denn euch gehört Gottes Reich. Glücklich seid ihr, die ihr jetzt hungern müsst, denn ihr sollt satt werden. …
Glücklich schätzen könnt ihr euch, wenn euch die Menschen hassen und aus ihrer Gemeinschaft ausschließen, wenn sie euch verachten und Schlechtes über euch erzählen, nur weil ihr zum Menschensohn gehört.
…
Doch wehe euch, ihr Reichen! Ihr habt euer Glück schon auf Erden genossen.
Wehe euch, die ihr jetzt satt seid! Ihr werdet Hunger leiden. Wehe euch, die ihr jetzt von allen Leuten umschmeichelt werdet, denn so haben es ihre Vorfahren auch schon mit den falschen Propheten gemacht. (Lk 6, 20-26)
Für die Armen und Unterdrückten eine Jenseits-Utopie, ein Nicht-Ort? Für uns „Reiche“ die Ideologisierung einer Looser-Religion?
Bei den gerade abgebrochenen Sondierungen für eine Jamaika-Koalition ging es an entscheidenden Stellen um Werte, „christliche“ Werte und um Gerechtigkeit.
Der Gedenktag-Mix erinnert uns als „Weltbürger“ an unsere Verantwortung, die wir für eine lebenswerte Zukunft auf diesem Planeten haben, damit ALLE Menschen in Freiheit, Frieden und Würde leben können, eben für ein Gutes Leben, wie es die Weltgemeinschaft 2015 als Ziel beschlossen hat. GS 21. Nov 2017
Es stärke dich Gott
das Richtige zu tun
gegen alle Stimmen
von rechts und von links
säuselnd oder drohendaufzurichten
was zerstoßen ward
von dunklen Mächten
gegen das Lachen
der SpötterNeues zu wagen
trotz blutender Hände
auszusprechen
was gefährlich ist
und schweigend zu warten
wo die Menge drängtgegen das Verzagen
das Trotzdem zu setzen
und unbeirrt
das Rechte zu tun
das Er dir zeigtWilma Klevinghaus (jeden Augenblick segnen, Verlag am Eschbach 2005, S.226)
Katastrophale Bilanzen
Katastrophal wird sich unser Klima entwickeln, wie den aktuellen Stellungnahmen renommierter Forschungsinstitute und seriöser Umweltverbände zu entnehmen ist.
Dies vor dem Hintergrund der derzeitigen UN-Klimakonferenz in Bonn COP23 macht die Notwendigkeit der dort zu erarbeitenden Konkretionen und Regeln zu den vor 2 Jahren in Paris beschlossenen Klimazielen und Selbstverpflichtungen aller UNO Staaten.
Die Auswirkungen des CO“ Ausstoßes in den Industrie- und Schwellenländern sind dort nur selten spürbar; anders in den Landwirtschafts-Regionen Afrikas, Asiens und Lateinamerikas.
Das macht es uns und den politischen und wirtschaftlichen Verantwortungsträgern einfach die persönliche Verantwortung abzulehnen und private Konsumeinschränkungen als Good-Will-Aktionen zu propagieren oder zu etikettieren.
Aber wenn ich nur auf meinen eigenen CO“ Ausstoß in diesem Jahr schaue, ist diese private Bilanz schon katastrophal, obwohl sie leider durchschnittlich ist für einen Deutschen:
Laut Weltklimarat dürfen die Pro-Kopf-Emissionen jedes Erdenbürgers nicht mehr als 2 Tonnen CO2 pro Jahr betragen. Etwa 1,1 Tonnen davon sind der Grundstock in Deutschland, verursacht z.B. durch unsere Infrastruktur. Daran kann ICH unmittelbar nichts ändern.
Der CO2-Rechner des Umweltbundesamtes rechnet mir für dieses Jahr20,14 t aus. Selbst wenn ich die einmalige Reise als Vereinsvorsitzender eine-welt-engagement.de zu Projektpartnern in Sambia (die massiv unter den Folgen des Klimawandels leiden) rausrechne, liege ich noch mit 13,87t über den 11,63 t des deutschen Durchschnitts und fast 12 Tonnen über der Empfehlung des Weltklimarates. – KATASTROPHAL!
Wenn ich meinen Teil an einer lebenswerten Zukunft für meine Kinder und Enkel auf diesem Planeten leisten will, muss ich mich einschränken und teilen. Diese Bereitschaft zum Verzicht, der ja eine christliche Grundtugend ist, muss zu einer weltweiten Bewegung werden, angefangen und forciert in den reichen Industrieländern des globalen Nordens. Sonst wird die Katastrophe nicht nur bilanzierbar sondern auch spürbar. GS 14. Nov. 2017
Gebet der Vereinten Nationen:
Herr, unsere Erde ist nur ein kleines Gestirn im großen Weltall. An uns liegt es, daraus einen Planeten zu machen, dessen Geschöpfe nicht von Kriegen gepeinigt werden, nicht von Hunger und Furcht gequält, nicht zerrissen in sinnlose Trennung nach Rasse, Hautfarbe oder Weltanschauung. Gib uns Mut und Voraussicht, schon heute mit diesem Werk zu beginnen, damit unsere Kinder und Kindeskinder einst stolz den Namen Mensch tragen.
Amen.
Sich der Verantwortung entziehen?
Wenn man Verbindendes zwischen den Ereignissen dieser Woche -Eröffnung der UN-Klimakonferenz (COP 23) in Bonn, Zwischenbilanz der Sondierungsgespräche für eine Jamaika-Koalition und das Martinsfest am 11. November- sucht, so ist es vielleicht der Begriff der Verantwortung.
Nach mühsamen Verhandlungen und erst unter dem Eindruck der ersten sichtbaren und spürbaren Folgen des Klimawandels (Anstieg der Meeresspiegel, zunehmende wetterbedingte Naturkatastrophen und des messbaren Anstiegs der Erderwärmung) verpflichteten sich die Unterzeichner-Staaten auf dem Klimagipfel 2015 in Paris darauf, die globale Erwärmung auf unter zwei Grad Celsius zu begrenzen. Es fehlten jedoch konkrete Regelungen zur Zielerreichung. Die COP 23 hat nun die Aufgabe, diese als „Regelwerk“ mit Textvorschlägen zu erarbeiten, das in einem Jahr auf der Folgekonferenz in Polen verabschiedet werden sollen. Dabei steht die Konferenz unter dem Druck der rasanten Erhöhung des CO2-Gehalts in der Erdatmosphäre und von weltweit 24 Mill. Umweltflüchtlingen (2016).
Trotz der Einigung von Paris, das von allen UN-Staaten getragen wurde (Syrien ist diese Woche beigetreten), ziehen sich nun die USA, nach Regierungswechsel, aus der Verantwortung, indem sie die menschliche Beteiligung am Klimawandel leugnen und deshalb Selbstverpflichtungen auf gemeinsame Ziele zur CO2-Reduktion ablehnen.
Nach der Bundestagswahl haben vier Parteien die Verantwortung gegenüber den Wählern übernommen eine regierungsfähige Koalition zu bilden. Dazu müssen sie Abstriche von ihren Wahlversprechen machen und manche parteiideologische Barrieren und personelle Egoismen überwinden. Damit tun sich alle Beteiligten schwer und argumentieren oft mit dem von ihnen postulierten Wählerwillen. Wenn diese vier Parteien die Koalitionsverhandlungen scheitern lassen, aus der Verantwortung für eine regierungsfähige Mehrheit demokratischer Parteien fliehen, würden Neuwahlen und neue Koalitionsverhandlungen über Monate die Politik in Deutschland lähmen und dringend notwendige Entscheidungen -auch zu den Klimamaßnahmen- verhindern.
Martin, vor seiner Taufe römischer Soldat und fasziniert von der christlichen Lehre, verweigert für die ihm unterstellten Soldaten den Kriegseinsatz gegen die Germanen und will aus dem Dienst entlassen werden. Seine Begründung ist, er sei kein Soldat des Kaisers mehr, sondern Soldat Christi. Nach einer Zeit als asketischer Mönch, der besonders den Armen und Unterdrückten zugetan war, soll er zum Bischof von Tour geweiht werden. Aber er versucht vor diesem Amt zu fliehen, weil er sich für unwürdig findet. Der Sage nach verraten die Gänse, in deren Stall er sich versteckt, ihn durch lautes Geschrei (daher der Brauch des Gänsebraten-Essens an St. Martin). Als Bischof übernahm er politische Verantwortung in der Vermittlung zwischen römischer Besatzungsmacht und dem Frankenreich und setzte sich besonders für die Armen und Unterdrückten ein.
Als Christen sind wir herausgefordert Verantwortung für die Welt und für die Gesellschaft in der wir leben zu übernehmen. Wir sollen uns einsetzen für ein gutes Leben in Freiheit und Würde für alle auf diesem uns zur achtsamen Gestaltung und zur Bewahrung der göttlichen Schöpfung zur Verfügung gestellten Lebensraum Erde. Nur dann sind wir als Christen glaubwürdig.
Verantwortung übernehmen heißt sich öffentlich positionieren, sich outen, mit Ängsten, mit Fakten und vor allem mit realisierbaren Visionen.
Verantwortung übernehmen heißt in gleichem Maße aber auch konsequent der Vision entsprechend und den Vereinbarungen gemäß handeln. Das verlangt die Glaubwürdigkeit.
Ich glaube, das ist das Problem unserer Politiker und Kirchenleute, dass sie diese persönliche Glaubwürdigkeit vermissen lassen, anders als Martin, der deswegen heilig genannt wird, weil er sich sowohl politisch als auch persönlich seiner Verantwortung als Mensch und Christ gestellt hat. Das Bischofsamt wollte er nicht haben, man musste es ihm aufzwingen. Die Chancen in diesem Amt sich für ein gutes Leben für alle Menschen einzusetzen und Frieden zwischen den Völkern und Parteien zu wirken hat er erkannt – und genutzt zum Wohle aller.
Lasst uns also Verantwortung übernehmen, vielleicht noch zögerlich und unsicher, ob wir ihr gewachsen sind, in jedem Fall aber konsequent und glaubwürdig.
GS – 8. Nov 2017
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Im Fokus: Mensch
Am „geschenkten Feiertag“, dem Reformationstag als Gedenken an 500 Jahre Reformation frage ich mich, was die Reformation an Perspektivwechsel auch der katholischen Kirche -und damit auch mir als einem, der in dieser Kirche lebt und arbeitet- gebracht hat und wie diese Reformation immer noch wirksam ist.
Mir fällt ein Auszug aus einer Predigt, die ich im Semsterschlußgottesdienst des SoSe 2017 zum dem Thema REFORMationsJAhr gehalten habe:
„Kritik und der Wunsch nach Reform, die wieder an der Wurzel Maß nimmt begleitet die Jesus-Bewegung von Anfang an. Sie hält den Gründerauftrag im Bewusstsein und fragt, ob wir noch auf dem richtigen Weg sind und ob die kirchliche Lehre nicht zur Unterdrückung der Gläubigen missbraucht wird. Hinzu kommt der ZEITGEIST, also wie sich die Gesellschaften in denen die Kirchen leben und wirken sich auch in ihren Werten verändern; welche Herausforderungen sich stellen und wie miteinander kommuniziert wird.
Es ist der Verdienst Martin Luthers, dass er die biblische Botschaft demokratisiert hat, indem er sie ins Deutsche übersetzte und so der alleinigen Interpretation der griechisch/lateinisch Gebildeten entzog. So wurde die Verkündigung volksnah, in einer alltagstauglichen Sprache und nicht theologisch verschwurbelt, wie der Kirchensprachekritiker Erik Flügge in einem Kommentar zum Reformationsjahr schrieb.
450 Jahre nach der Reformation hat das katholische Reformkonzil, das 2. VATIKANUM, endlich den Menschen in den Mittelpunkt der Seelsorge und Verkündigung gerückt wenn es festlegt: „Freude und Hoffnung, Trauer und Angst sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Jesu, der Kirche (Gaudium et Spes)
Damit sind wir wieder beim kirchlichen, unserem Auftrag, bei den Menschen zu sein, in unserer Sprache und in unserem Tun. Wir sind dazu berufen Jesu Botschaft immer wieder neu zu verkündigen, orientiert an dem, was die Menschen unserer Zeit bewegt und in einer Sprache, die sie verstehen und die darüber hinaus begeistert.
Ist das nicht eine Mission Impossible für Nicht Profis?
Nein, ich glaube, dass da die Zusage Gottes aus dem Buch Jesaja Mut macht unsere Berufung als Glaubende zu leben:
Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!… So fürchte dich nun nicht, denn ich bin bei dir.
Ja, wir brauchen immer wieder eine Reformation, wie schon Augustinus gefordert haben soll. Eine Reformation , die immer wieder Maß nimmt an der Botschaft Jesu, an der Lebenswirklichkeit der Menschen und die fragt, ob unsere Verkündigung und unser Handeln als Kirche im wahrsten Sinne des Wortes glaubwürdig ist.“ GS 31. Okt 2017
Die Playlist meines Lebens
Zwei Hörerlebnisse der vergangenen Tage und eine überflüssige Diskussion haben mich wieder mal nachdenken lassen, was Musik für mein Leben bedeutet.
Da war zunächst der Film „Can a song save your life?“: Er lebt neben den guten Singer-Songwriter-Stücken -improvisiert und aufgenommen in Clubs und Straßen von New York-, von Weisheiten wie dieser: „Nichts verrät so viel über einen Menschen wie seine Playlist“ und „Ich sage ja gar nicht, dass du nicht auch mit dieser Aufrichtigkeitsscheiße berühmt werden kannst, aber du musst es dann auch richtig vermarkten.“
Gerade diese Authentizität, diese „Aufrichtigkeitsscheiße“ ist es, die mich beim Konzert von Konstantin Wecker „Poesie und Widerstand“ so beeindruckt hat, 70 Jahre Leben in Gedichten, Geschichten und Liedern -und immer noch Visionen für ein besseres Leben für alle Menschen auf diesem Planeten. „Ich singe, weil ich ein Lied hab“
Offenbar angestoßen durch eine Initiative im Bistum Essen, die Pop-Musik in Gottesdienste integrieren will, wird bundesweit die Frage diskutiert, ob dies dem liturgischen Anspruch an einen katholischen Gottesdienst entspricht. Es ist die Frage nach der Deutehoheit, was im Gottesdienst gefeiert werden soll -oder darf. „Wo Kirche draufsteht, sollte auch Kirche drin sein. Wir sind keine bessere Bar, wo ich alle Formen von Musik spiele, ohne dass dort ein Gottesbezug ist. Da habe ich meine Schwierigkeiten.“ Michael Hoppe (Diözesankirchenmusikdirektor in KIZ 42/2017)
Für mich gehört mein Glaube zu meinem Leben, beides ist untrennbar miteinander verknüpft und beeinflusst sich gegenseitig. Und im Gottesdienst feiere ich Leben und Glauben gemeinsam mit anderen vor Gott.
Da „meine“ Musik, meine Playlist zu meinem Leben dazugehört, gehört sie auch in den Gottesdienst – zusammen mit der Lebens-Musik der anderen. Entscheidend ist nicht die musikalische Gattung, sondern der Text, ob er „passt“, meinem Leben und Fühlen, unserem Leben und Fühlen Ausdruck gibt.
Live Musik – Lebens-Musik, das alles ist „recorded“ in meinem Kopf, samt den Situationen, Bildern und Gefühlen, die mit dieser Musik jeweils verbunden ist. Musik erinnert mich, berührt mich, rüttelt auf, beruhigt, weckt Sehnsucht und Protest, lässt träumen … Sie lässt mich nicht los, gehört zu meinem Leben, ja wird zum Soundtrack meines Lebens – auch wenn ich nicht selbst Musik mache, meine Gefühle in Musik ausdrücken kann, nur „Konsument“ bin.
MUSIK SPIEGELT DAS LEBEN UND BERÜHRT MEIN LEBEN
„Music was my first love – and it will be my last“ Musik die mich öffnet, aufmerksam macht, neue Sichten eröffnet, tief in mich eindringt, mein Leben begleitet, prägt und bereichert, mir in die Glieder fährt, mich mitreißt, mich lebendig erhält …
„Thank you for the music …“ diesen Soundtrack meines Lebens. GS 24.Okt.2017
Lebensmusik live mit Mercedes Sosa, Joan Baez und Konstantin Wecker – Gracias a la vida
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Was heißt schon fair …
… war von einem Passanten die Reaktion auf unsere Verkostung von fair gehandeltem Tee und Kaffee vor unserem Café CHICO MENDES. Mir fiel auf, wie häufig ich dieses Wort gebrauche, ohne zu hinterfragen, ob mein Gegenüber das gleiche Verständnis dieses Begriffes hat, diesen ethischen Wert teilt.
Nachschlag bei Wikipedia definiert: „Fairness bedeutet anständiges Verhalten sowie eine gerechte und ehrliche Haltung gegenüber anderen Menschen. In Spiel und Sport bedeutet es, sich an die Spielregeln zu halten und damit Anstand und Gerechtigkeit zu wahren. Regeln der Fairness setzen auf einen Konsens und gleiche Bedingungen für die beteiligten Menschen“
Fairness im Sport trifft sicherlich auf breiten Konsens in unserer Gesellschaft, aber Fairness im Sinne von Gerechtigkeit führt zumindest in Produktion, Verarbeitung, Handel und Konsum in den Bereich Globaler Verantwortung. Also geht es um Teilen und Verzicht, wenn wir Fair und Gerecht als Kriterien anlegen. Da kommt fair dann ganz nah über Kleidung und Nahrung, auf die Haut und in uns hinein.
Wer kontrolliert das, oder besser wie transparent sind die Produktionsprozesse und -wege? Da sollen die Siegel helfen, aber auch die präsentieren sich eher verwirrend und interessengelenkt: bio, FairTrade, rainforest alliance, GOTS, ökotex, … Alles eine Frage des Vertrauens? Und der Kontrolle!
Wem vertraue ich, wer steckt dahinter, wer verdient daran?
Es ist kompliziert und verlangt immer wieder neu von mir mich zu informieren und zu entscheidend zwischen „mehr oder weniger gut“. Mich meinem ethischen Anspruch zu verweigern und diese Entscheidung zu fliehen durch Wegsehen und Ignoranz ist keine Lösung, weder unserer ungerechten Welt“ordnung“ noch meines Konsum-Dilemmas. Aber bei dem, was ich an mich heran lasse und in mich aufnehme kann ich mich entscheiden – nach bestem Wissen und für ein gutes Gewissen. – GS 18. Okt. 2017
Ermutigung zum Handeln
Wenn du dir die Hände
nicht schmutzig machen willst
und dir einredest,
dass genug andere Menschen aktiv werden könnten,
dann wünsche ich dir den Mut,
dich für die Wahrheit zu entscheiden.
Wenn du merkst,
dass Menschenrechte mit Füßen getreten werden,
dann wünsche ich dir den Mut,
dich einzumischen
und Partei zu ergreifen für ein Leben in Würde.
Wenn du erkannt hast,
was auf dem Spiel steht,
aber vor den damit verbundenen Hindernissen zurückschreckst,
dann wünsche ich dir den Mut,
über deinen Schatten zu springen.
Angela Lohausen und Guido Schürenberg – MISEREOR, Liturgische Hilfen 2017
Perspektivenwechsel oder Umetikettierung?
Was da gerade zwischen den „christlichen“ Unionsparteien als Kompromiß nach „den Vorgaben der CSU“ (CSU-Generalsekretär Scheuer) ausgehandelt wurde ist kein Perspektiv(Standpunkt)-Wechsel, sondern eine Umetikettierung.
Die Umetikettierung des Problems (ein sambischer Freund sagt immer: Don’t call it a problem, it’s a challenge), der Herausforderung ist einfach und verschleiert es. Ein echter Perspektiv(Sichtweise)-Wechsel würde sich auf eine differenzierte Betrachtung der Situation und ihrer Hintergründe einlassen, sowohl in den Fluchtländern, auf den Fluchtrouten und auch bei den aufnehmnenden Kommunen. Perspektivwechsel hieße dann sich einlassen auf die Menschen, sich in die Sichtweise des/der anderen hineinbegeben.
Unsicherheit, Not, Angst, Verzweiflung, … würden wahr genommen und nicht wertend als Opfermythen abgetan „Wirtschaftsflüchtlinge!“ Die Vielfalt der Fluchtursachen und -motive würden anerkannt und nach unterschiedlichen Möglichkeiten der Fluchtursachen-Bekämpfung gesucht und dabei auch die Fluchtwilligen einbezogen.
Perspektivwechsel hieße dann Perspektiven entwickeln mit und nicht für die Betroffenen (so wurde erst nach massiven Protesten afrikanischer NGO aus der BMZ-Initiative „Masterplan für Afrika“ ein „Masterplan mit Afrika“)
Ob es also zukünftig statt Obergrenze Richtwert oder noch verwaschener heißt, ändert an der Problemlage der Menschen und an unserer humanitären (christlichen) Verpflichtung Leben zu retten, Obdachlose aufzunehmen, Nackte zu bekleiden, Kranke zu versorgen, für ein Leben in Würde für alle Menschen Sorge zu tragen -ohne Obergrenze- nichts.
Das ist die christliche Perspektive und Verpflichtung, die auch Teilen und Verzicht bedeutet.
Das sind unaufgebbare christliche Werte, für die wir einstehen. Und dann sei unser „Ja ein Ja und unser Nein ein Nein“ -und kein vielleicht, wenn wir es uns leisten können, denn „alles andere stammt vom Bösen“ (Mt 5,37) GS 10. Okt 2017
Ermutigung zum Aufbruch
Wenn Unwichtiges sich aufbläht
und das, was wirklich zählt, verdeckt,
dann wünsche ich dir den Mut,
innezuhalten
und den Dingen auf den Grund zu gehen.
Wenn Menschen hungrig, heimatlos
und unterdrückt bleiben,
während andere sich bereichern
und nur an ihren Vorteil denken,
dann wünsche ich dir den Mut,
dich für das Reich Gottes zu entscheiden.
Wenn du dich im Gewirr der Angebote
und Meinungen verlaufen
und eine falsche Richtung eingeschlagen hast,
dann wünsche ich dir den Mut,
umzukehren
und aufzubrechen in ein neues Leben.
Angela Lohausen – MISEREOR-Aktion 2012
Ankommen in einem neuen Leben
Man nennt sie Newcomer, Freshies, Anfänger, Einsteiger, Erstis … oder offiziell Studienanfänger.
Und in diesen ersten Tagen des Oktober prägen sie das Bild der Aachener Innenstadt, wenn sie im Pulk unter Leitung von Tutoren die für Studierende wesentlichen Orte der City entdecken und den Marktplatz mit ihren manchmal lautstarken und mit viel Bier angereicherten Aktionen besetzen.
Sie kommen mit hohen Erwartungen, großer Motivation und viel Energie. Sie wollen bei all dem, was in diesen ersten Tagen auf sie einströmt sich orientieren, um einen guten Einstieg ins Studentenleben und ins Studium zu bekommen.
Sie sind offen, neugierig, suchen Anschluß, … und wollen durchstarten in einen neuen Lebensabschnitt.
Als Glaubende und Kirchenmenschen hören wir ihnen zu, aufmerksam für das was sie bewegt; wir bieten Begleitung und Beratung an und wünschen ihnen alles Gute.
In der alten Kirchensprache Latein heisst das benedicere, ins alte Kirchendeutsch rückübersetzt „segnen“.
Segnen hat mit Beten zu tun. Wer segnet, bittet Gott, dass sich das Gute, was er dem andern wünscht, erfüllt.
– GS 4.Okt 2017
Segen für Menschen auf dem Weg
gott segne deinen weg
die sicheren und die tastenden schritte
die einsamen und die begleiteten
die großen und die kleinen
gott segne deinen weg
mit atem über die nächste biegung hinaus
mit unermüdlicher hoffnung
die vom ziel singt, das sie nicht sieht
mit dem mut, stehenzubleiben
und der kraft, weiterzugehen
gottes segen umhülle dich auf deinem weg
wie ein bergendes zelt
gottes segen nähre dich auf deinem weg
wie das brot und der wein
gottes segen leuchte dir auf deinem weg
wie das feuer in der nacht
geh im segen
und gesegnet bist du segen
wirst du segen
bist ein segen
wohin dich der weg auch führt
Katja Süß (Jeden Augenblick segnen, Verlag am Eschbach 2005, S.159)
Die Panne als Chance
Meine Arbeitswoche begann mit einer Doppelpanne: kurz hintereinander, auf dem morgentlichen Fahrradweg zum Bahnhof ging meinen Reifen die Luft aus. Eine erste optische Diagnose: Glassplitter in runtergefahrenen Profilen aus alterssprödem Gummi!
Die Folgen: Zug verpasst, zu spät am Arbeitsplatz, neue Reifen bestellt, da nicht vorrätig, … Meine tägliche Fahrt von und zur Arbeitsstelle verlängert sich auf jeweils fast 2 Stunden wegen der Wartezeiten. 4 Stunden vergeudete Zeit?
Nein! – 4 Stunden gewonnene Zeit!
Zeit der Muße, denn ich werde gefahren
Zeit für Achtsamkeit, ich nehme meine Um- und Mitwelt anders wahr
Zeit zum Nachdenken, weil ich mich nicht auf den Straßenverkehr konzentrieren muss (leider bin ich als Mann nicht Multitasking fähig)
Zeit für Kreativität, weil aus meinen Beobachtungen und meinem Nachdenken vielleicht Ideen erwachsen, Ideen die helfen, wie wir -jede/r an seinem Ort und in seiner Mitwelt- die Panne der Demokratie, den Wahlsonntag 24. September 2017 nutzen können, um stärkere und alltagstauglichere Profile aufzuziehen.
Christ sein – trotz alledem könnte ein solches Profil sein. Sich einsetzen für Gerechtigkeit und Frieden, für eine lebenswerte Umwelt auch in Zukunft, für ein gutes Leben für alle Menschen auf diesem Planeten
…
Nutzen wir die WahlPanne unserer Demokratie als Chance zur Profilierung! Wir die 87 % der Demokratie-Wähler und besonders die Christen unter uns, um die wirklichen Werte des „Christlichen Abendlandes“ wie Gerechtigkeit, Nächstenliebe und Respekt vor dem anderen, auch wenn er uns zunächst noch fremd ist, offensiv zu leben. – GS 26. Sept. 2017
„Daran entscheidet sich heute Gewaltiges, ob wir Christen Kraft genug haben, der Welt zu bezeugen, dass wir keine Träumer und Wolkenwandler sind. Das wir nicht die Dinge kommen und gehen lassen, wie sie nun einmal sind. Dass unser Glaube wirklich nicht das Opium ist, das uns zufrieden sein lässt inmitten einer ungerechten Welt. Sondern dass wir gerade, weil wir trachten nach dem, was droben ist, umso hartnäckiger und zielbewusster protestieren auf dieser Erde. Protestieren mit Worten und mit Taten.“
Dietrich Bonhoeffer (Lutherischer Theologe, nach 2 Jahren Haft am 9. April 1945 im KZ Flossenbürg von den Nationalsozialisten hingerichtet)
Bleibe bei uns mit deinem Segen
Wenn der Boden
unter meinen Füßen schwankt,
reichst du mir deine Hand
und hältst mich fest
Wenn ich keinen Boden mehr
unter den Füßen habe,
stellst du mich auf festen Grund.
Wenn die Erde sich auftut,
um mich zu verschlingen,
umgibst du mich mit deiner Liebe,
denn dein Reich ist nicht zu zerstören.
So bleibe bei uns,
mit deinem Segen für Leib und Seele.
So bleibe bei uns,
mit deiner Kraft für Geist und Sinn.
So bleibe bei uns,
mit deiner Liebe auf allen unseren Wegen.
Bleibe bei uns, Herr, mit deinem Segen.
UWE SEIDEL (Deine Güte umsorgt uns, Verlag am Eschbach 2001, S.78)
Gott sei Dank!
Das kommt bei vielen Menschen mehr als Ausdruck der Erleichterung, denn als Stoßgebet über. Eben nochmal davon gekommen, Glück gehabt. Mal mit einem Seufzer, mal freudig und mit Begründung, weil…
Wie auch immer, dieses Kurzgebet ist eine Reaktion auf das, was uns widerfährt.
Zur Zeit kursieren auf Twitter, Instagram & Co Bilder mit dem #dnkgtt, kurz für „Danke Gott“. Oft posten Menschen unter diesem Hashtag unvergessliche Momente. Momente, für die sie dankbar sind.
Es ist eine Aktion des Bistum Essen und bietet die Möglichkeit, ein eigenes Foto in ein ganz persönliches #dnkgtt-Bild zu verwandeln. Unter www.dnkgtt.de können Nutzer direkt vom Smartphone oder Computer ihr eigenes Foto mit diesem Hashtag versehen und, wenn gewünscht, mit einem kurzen Text versehen.
Menschen fotografieren ständig Ihren Alltag. Warum sollten sie nicht auch in den Sozialen Netzwerken zeigen, dass sie Gott dafür dankbar sind? Genau das ist die Idee, die hinter dem #dnkgtt-Meme-Generator steckt. Bei einem „Meme“ handelt es sich um ein Bild, auf das man einen kurzen Satz oder einige Wörter schreibt. Gerade in den Sozialen Netzwerken sind diese Memes weit verbreitet.
Der Hashtag #dnkgtt ist irgendwie auch eine der kleinsten Formen eines Dankgebetes.
Mit wachen Augen dankbar das Leben genießen und die schönen Momente fotografisch festhalten. #dnkgtt macht ein Gebet daraus und mit einem Meme-Satz wird dieses Gebet ein sehr persönlicher Ausdruck meines religiösen Empfindens und Glaubens. GS 19. September 2017
Angst-Stillstand und Weltfrieden
Zugegeben hier treffen zwei Überschriften zusammen, denen eigentlich nur gemeinsam ist, dass ein Algorhytmus sie in meiner Facebook-Timeline an einem Tag abgelegt hat. Oder doch nicht?
Mit Angst-Stillstand analysiert der Pop-Philosoph David Precht den derzeitigen Wahlkampf und die Themen der Parteien, die nicht mehr aus einem breiten Empfinden für gesellschaftliche Visionen entwickelt werden, sondern aus einer Momentaufnahme der Befindlichkeit des Wahlvolkes durch Agenturen zu Politikthemen aufgeblasen werden. Angststillstand ist dann das Verhalten der zu wählenden Politiker und Parteien nur ja keine zukunftsrelevanten Positionen zu besetzen, auf die sie dann im Falle der Wahl festgelegt wären.
Dagegen ist Weltfrieden (in diesen Tagen findet in den Städten des westfäischen Friedens Münster und Osnabrück das 31. Weltfriedenstreffen der Gemeinschaft St. Egidio statt) schon so visionär universal und somit weit weg von der erlebten Realität der Menschen, „dass man da gar nix dran machen kann“.
Doch kann man, wenn sich, wie beim Weltfriedenstreffen einflussreiche Vertreter von Kirchen und Religösen Gemeinschaften zusammensetzen und sich den konkreten menschheitsbedrohenden Realitäten stellt, um „Wege des Friedens“ zu suchen und zu gehen.
„Konflikte, verbreitete Gewalt, Terrorismus und Kriege bedrohen heute Millionen von Menschen, sie treten die Heiligkeit des menschlichen Lebens mit Füßen, sie machen alle Menschen zerbrechlich und verletzbar“ analysiert Papst Franziskus in seinem Grußwort und verurteilt eine „Unvernunft derer, die Gott profanieren, indem sie Hass säen“. Angesichts des „wahnsinnigen Terrorismus und der trügerischen Stärke der Waffen“ müsse der Weg des Friedens viele religiöse Traditionen vereinen. Die Religionsoberhäupter müssten Menschen des Friedens sein und daran erinnern, „dass Gott den Krieg verabscheut, dass der Krieg niemals heilig ist und dass Gewalt niemals im Namen Gottes ausgeübt oder gerechtfertigt werden darf“.
Die Themen, um die es geht: Flucht, Armut, Gerechtigkeit und Umweltschutz
Analyse und Appell sind gut, aber kann es eine gemeinsame Botschaft geben die im gemeinsamen Gebet „erbeten“ wird und eine gemeinsame Praxis, die als „Wege des Friedens“ (so das Tagungsmotto) auch religions- und kulturübergreifend gegangen oder besser gelebt wird?
Auch hier zeichnet sich der Angst-Stillstand ab, wenn man getrennt an verschiedenen Orten den Frieden „erbetet“, aber der Wirksamkeit der gemeinsamen Friedensbotschaft so wenig Friedenschaffendes und Versöhnendes bei den Glaubenden zutraut, dass man den bereits existierenden Appellen einen weiteren hinzufügt, anstatt mutige Schritte auf dem gemeinsamen Friedensweg für diese Welt zu gehen. Eine solche versöhnende, konfessions- und religionsübergreifende Praxis würde das Siegel KATHOLISCH (griechisch katholikós ‚allumfassend‘) verdienen. – GS 12. Sept 2017
1942, kurz nach Eintritt der USA in den 2. Weltkrieg schrieb der amerikanische Dichter Stephen Vincent Benét ein Gebet zum GOTT DER FREIEN, das heute als Gebet der Vereinten Nationen bekannt ist und (nur) ein kleiner Abschnitt daraus wurde ins Gotteslob der katholischen Kirche aufgenommen. Ich mute Euch und mir das vollständige Gebet zu, obwohl auch damals noch von militärischen Konfliktlösungen ausgegangen wurde, aber das Ziel damals wie heute die Vereinigung der ganzen Menschheit auf dem Weg des Friedens ist:
Gott der Freien, wir verpflichten unsere Herzen und Leben heute der Sache der gesamten freien Menschheit.
Gewähre uns Sieg über die Tyrannen, die alle freien Menschen und Nationen versklaven würden. Gewähre uns Glauben und Verständnis um all jene zu ehren, die für Freiheit kämpfen, als wären sie unsere Brüder. Gewähre uns Brüderlichkeit in Hoffnung und Einheit, nicht nur für die Zeit dieses bitteren Krieges, sondern für die kommenden Tage, die alle Kinder der Erde vereinen werden und müssen.
Unsere Erde ist nur ein kleines Gestirn im großen Weltall. An uns liegt es, daraus einen Planeten zu machen, dessen Geschöpfe nicht von Kriegen gepeinigt werden, nicht von Hunger und Furcht gequält, nicht zerrissen in sinnlose Trennung nach Rasse, Hautfarbe oder Weltanschauung. Gib uns Mut und Voraussicht, schon heute mit diesem Werk zu beginnen, damit unsere Kinder und Kindeskinder einst stolz den Namen Mensch tragen.
Der menschliche Geist ist erwacht und die Seele des Menschen ist ausgezogen. Gib uns die Weisheit und die Vision, die Größe des menschlichen Geistes zu verstehen, der für ein Ziel jenseits seiner eigenen kurzen Spanne so enorm leidet und erträgt. Gib uns Ehre für unsere Toten, die im Glauben gestorben sind, Ehre für unsere Lebenden, die nach dem Glauben streben und für ihn arbeiten, Erlösung und Sicherheit für alle gefangenen Länder und Völker. Schenke uns Geduld mit den Verblendeten und Mitleid mit den Betrogenen. Und gib uns die Fähigkeit und den Mut, die die Welt von Unterdrückung reinigen sollen und der alten Doktrin, dass die Starken die Schwachen essen müssten weil sie stark sind.
Doch vor allem gewähren uns Brüderlichkeit, nicht nur für den heutigen Tag, sondern für alle unsere Jahre – eine Brüderlichkeit nicht der Worte, sondern der Handlungen und Taten. Wir alle sind Kinder der Erde – gewähre uns einfach Wissen. Wenn unsere Brüder unterdrückt werden, dann werden wir unterdrückt. Wenn sie hungern, hungern wir. Wenn ihnen die Freiheit genommen wird, dann ist unsere Freiheit nicht sicher. Gib uns einen gemeinsamen Glauben, dass der Mensch Brot und Frieden kenne – dass er Recht und Gerechtigkeit, Freiheit und Sicherheit, gleiche Möglichkeiten und gleiche Chancen sein Bestes zu tun, nicht nur in unseren Heimatländern, sondern in der ganzen Welt. Und in diesem Glauben lass uns auf die reine Welt zumarschieren, die unsere Hände erschaffen können. Amen.
Zeitmangel: Den Druck rausnehmen
Heute fand ich in meiner Timeline unter anderem einen Artikel aus Zeit-Campus, von einer Studentin verfasst, zum Thema Zeitmangel: Lasst uns mal diesen Generation-Y-Druck ignorieren
Da die Unterbrechung-Mittendrin Impulse zur Besinnung geben will (Unterbrechen, das kann heißen: Ich nehme mir bewusst Zeit für mich selbst und vergewissere mich, was wirklich wichtig ist im Leben. …), möchte ich hier die letzten Abschnitte des Artikel als Unterbrechung in diesem Sinne anbieten. Gerade jetzt, wo die die Semesterplanung läuft und das persönliche Zeitmanagement besonders gefordert ist.
„So wie wir unser Handgepäck ins Overheadcompartment der Billigflieger stopfen, pressen wir viel zu viel in unser Leben. Und dann stresst uns alles kolossal.
… Warum ich das alles erzählen will? Einmal, um rauszufinden, wem es auch so geht. Und um zu sagen: Lasst uns auf dem Boden bleiben. Wir sind wider vieler Klischees eine ganz schön aktive Generation, finde ich, voller Ideen und Tatendrang. Wir müssten uns nur mal richtig ordnen und überlegen, und die Informationen im Overheadcompartment richtig filtern. Wir können auch mal einen oder zwei Tage verlieren. Wir haben so viel zu tun und nur 24 Stunden, wir sollten weiter so ehrgeizig sein, aber wenn es mal nicht klappt, lasst uns mal nicht vergessen, dass wir erst 2X Jahre alt sind!
Lasst uns mal lieber das Deutschlandticket der Bahn nehmen, als aus Zeitmangel das Flugzeug. Lasst uns sonntags die eine Stunde in der Bibliothek aufgeben, um stattdessen den Pulse of Europe zu unterstützen. Lasst uns ein Projekt aussuchen und da Vollgas geben, aber auch akzeptieren, dass eine Person nicht alles machen kann. Lasst uns mal diesen Generation-Y-Druck ignorieren und beweisen, dass wir uns Gedanken machen, dass wir Alternativen finden wollen, dass wir nicht an das erste Sabbatical denken, weil wir faul sind, sondern weil wir gelernt haben. Weil wir unser Overheadcompartment auch mal aufräumen müssen und Gepäck einsammeln wollen.“ (Anna Madlener) GS 5.September 2017 – Foto: Alexander Meyer
Der zerbrochene Spiegel
Lange Zeit konnte ich, konnten wir, konnten die Politiker, Industriellen und Wirtschaftsführer den Klimawandel leugnen, ignorieren, verdrängen, obwohl die UN-Studie Global 2000 diese bereits Ende der 70er Jahre vorhersagte. Ja, um uns herum waren kleine Veränderungen spürbar: Wetterextreme, weniger Insekten und Vögel, Verschiebung der jahreszeitlichen Trocken- und Regenperioden, …
„Aber das gab’s doch immer mal wieder. Der Sommer, der nicht so wirklich ein Sommer war und der Winter, der zu warm war.“
Unsere Wahrnehmung spiegelte, was wir sehen wollten, eine intakte Umwelt, eine heile Welt. Und außerdem gab’s ja auch noch die Urlaubsparadiese, um uns an unberührter Natur erfreuen zu können.
Aber der Klimawandel ließ sich nicht länger leugnen, obwohl unser Wunsch-Spiegel nach wie vor anderes suggerierte.
Wie immer spürten es die armen Regionen des globalen Südens als erstes durch Ernteausfälle und Überschwemmungen; sie protestierte, aber der Protest wurde ignoriert. Al Gore der damalige US Vizepräsident veröffentlichte 2006 den Film „eineunbequemewahrheit“ als „globale Warnung“. Die Reaktionen in den USA und zum Teil auch in den Industrienationen waren meist ignorant oder fatalistisch und unser Wunschspiegel zeigte ja weiterhin „Heile Welt“. Aber die Spiegelfolie zeigte erste Risse.
Mit Ignoranz des Klimawandels ließen sich 2016 noch die Präsidentschaftswahlen gewinnen und in der Konsequenz der Ausstieg der USA aus dem Pariser Klimaabkommen vom Dezember 2015 einleiten.
„Wer nicht hören will, muss fühlen“ könnte jetzt die hämische Reaktion auf die größte Unwetterkatastrophe seit Jahrzehnten in Texas sein (das Sufix Un- ist ja auch ein Etikettenprodukt unserer Spiegel-Sicht). Aber nein, eher ist Trauer und Solidarität mit den Opfern der US-Klima-Politik angebrachter, obwohl Donald Trump auch diese Solidarität noch euphemisierte als große Solidaritätsleistung des amerikanischen Volkes und so von dem Anlass als Folge des globalen Klimawandels abspaltete.
Jesus sagte vor 2000 Jahren zu seinen Zuhörern, die sich als Wetterkundler sahen: „Sobald ihr im Westen Wolken aufsteigen seht, sagt ihr: Es gibt Regen. Und es kommt so. Und wenn der Südwind weht, dann sagt ihr: Es wird heiß. Und es trifft ein. Ihr Heuchler! Das Aussehen der Erde und des Himmels könnt ihr deuten. Warum könnt ihr dann die Zeichen dieser Zeit nicht deuten? Warum findet ihr nicht schon von selbst das rechte Urteil?“ LK 12, 54-57
Der Spiegel unserer Welt-Illusion ist zerbrochen und zerbrochene Spiegel sind nicht zu reparieren. Wir müssen uns den Realitäten stellen die der Spiegel bisher verdeckt hat und umgehend entsprechend handeln, indem wir (mindestens) die Vereinbarungen der Pariser Klimakonferenz vollständig umsetzen in weltweitem, solidarischem Handeln, um diese „wonderful world“ (siehe Unterbrechung-Mittendrin vom 22.8.2017) auch für unsere Nachkommen lebenswert und schön zu erhalten. GS 29. August 2017
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What a wonderful world!
Bin heute morgen durch taunasse Felder und Wiesen, bei leichtem Morgennebel über der Rur mit dem Fahrrad gefahren.
Momente, in denen ich die Trumps und Kim Jong Uns dieser Welt, meine Sorge um eine lebenswerte Zukunft und sogar die Terroranschläge der letzten Tage für diese Momente ausblenden kann.
Ich kann mich freuen an der spätsommerlichen Natur, ihrer Vielfalt und Schönheit. Ich kann mich freuen an Gottes Schöpfung und bin dankbar, dass ich leben darf, hier und heute in dieser so schönen Welt leben darf.
Und für kurze Zeit ist Leben in dieser wunderbaren Welt nicht Aufgabe, sondern pure Lust. Und wie von selbst kommt mir“Wonderful World“ von Louis Armstrong in den Sinn und über die Lippen …
Und dann fällt mir der 2500 Jahre alte Psalm 104 ein:
… Herr, wie zahlreich sind Deine Werke! Mit Weisheit hast Du sie alle gemacht, die Erde ist voll von Deinen Geschöpfen. … Ich will dem Herrn singen, solange ich leb, will meinem Gott spielen, solange ich da bin …“ (Psalm 104)
Und dann tauche ich wieder ein in den Arbeits-Alltag, neu motiviert meinen Teil zum Erhalt dieser wunderbaren Welt bei zu tragen. GS 22.August 2017
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Scheissangst vor der Liebe
„Wir reden über alles, außer unserem Glauben!“ … Das will eine neue Serie von ZEIT Campus ändern und bietet mit der neuen Serie JUNG UND GOTT die Gelegenheit die eigene Geschichte vom Glauben, Zweifeln, Hoffen, Verzweifeln zu veröffentlichen.
Bereits der Eröffnungsartikel dieser Serie ist ein starker Einstieg in die Glaubensanalyse dieser Generation und in ein offenes Gespräch über dieses Tabu-Thema.
„… über die Liebe zu Dir spricht niemand. Das wollte ich mit diesem Text eigentlich ändern. Ich wollte mit gutem Beispiel voran gehen und schreiben, wie wichtig Du mir bist. Und erklären, warum ich Dich liebe, öffentlich. Ich wollte ein Glaubensbekenntnis schreiben, das ein bisschen pathetisch ist, lustig und schlagfertig, das Gänsehaut macht und einen am Ende sagen lässt: Das war schön. – Kann ich aber nicht.
… Über die Liebe zum Ewigen schweigen wir.
Denn die Liebe zu Dir ist eben nicht „mal schauen“, nicht locker, nicht entspannt, lässig, sie ist auch nicht sexy oder geil. Dafür ist sie zu intim. … Weil da so viel drin steckt, weil man sich öffnen muss und verletzbar sein und hoffen. So ist das mit Dir. Und weil uns das Angst macht, chillen wir lieber … Wir sind die mit dem Vielleichtknopf fürs Leben nach dem Tod, weil wir zu viel Schiss haben, uns auf was einzulassen, das für immer sein könnte. …
Ich vermute, es gibt viele von uns: junge Christen, die getauft sind, aber nicht wissen, ob ihre Zweifel und Ängste zu banal sind, zu billig für all das Leid, das in der Welt ist, ob da Platz ist bei Dir für ihren Liebeskummer. Ob sie bei Dir richtig sind. Die unsicher sind, wo sie anfangen sollen, was sie glauben sollen, was sie lernen müssten über Dich.
Was wir tun können, weiß ich auch nicht. Aber reden ist meistens ein super Anfang. Auch mit denen, die wütend sind auf Dich, mit den Lauten am WG-Küchentisch, mit den Atheisten, den Agnostikern. Mit denen, die Dich Jahwe nennen oder Allah. Übers Glauben, Hoffen, Zweifeln. Übers Leben, Sterben, Lieben. Über Dich und uns. … “ (Hannes Schrader, ZEIT Campus 9. August)
Ich glaube, dass diese Angst sich zu binden und auch die Angst sich an Gott zu binden, an ihn zu glauben, nicht nur ein Problem der Jüngeren ist. Ich kenne viele Menschen aller Altersgruppen, die genau diese Angst haben , diese „Scheissangst vor der Liebe“, wie es an einer anderen Stelle im Artikel heisst. Nur trauen wir uns nicht, diese so zu benennen und so offen darüber zu sprechen. Aber wenn wir darüber mit einander und mit Gott ins Gespräch kommen, können wir diese Angst überwinden. Letztlich sind aber das Spannungsfeld von Vertrauen und Zweifel ein Grund-Dilemma unseres Lebens. GS 15. August 2017
Einhorn oder Faultier
Irgendwie ist mal wieder was an mir vorbeigelaufen, das Einhorn oder besser der Hype um dieses mythische Verkaufsgenie. Jedenfalls scheint es jetzt nicht mehr sinnvoll noch auf diesen Zug aufzuspringen, wenn es um die visuelle Kommunikation geht , das Marketing. Da warte ich doch vielleicht besser auf den nächsten Trend, den die Konsumforscher und Marketing-Strategen schon im Blick haben: das Faultier.
Passt vielleicht auch besser zum Lebensgefühl: Gehetzt sein, rastlos, erfolgsgetrieben, …. – auf der Suche nach Sinn? Das Faultier verkörpert dagegen den ersehnten Lebensentwurf: relaxed, cool , selbstzufrieden
Auch spirituelle Impulse, wie dieser, insbesondere wenn sie regelmäßig gesetzt werden und interessierte Menschen erreichen wollen (also potentielle Kunden im Marketing-Sprech) brauchen ins Auge springende, neugierig machende Überschriften oder Bilder, die sie aus der Fülle der täglichen Informationen herausheben und insbesondere in den sozialen Medien hervorheben, weil sie interessant sein könnten. Eben eine ansprechende Verpackung.
Für wen? Das ist die Frage nach Dir liebe Leserin, lieber Leser, die Dir dieser Post in Deiner Timeline aufgetaucht, ins Auge gesprungen ist und Dich neugierig macht. Wer bist Du , was bewegt Dich, was suchst Du, dass dieser Post Dich anspricht?
Was sind Deine LEBENSFRAGEN?
Ich möchte Anstösse geben, dass Du Dich mit Ihnen auseinander setzt. Ich möchte Anstösse geben und gleichzeitig auch mich selbst mit diesen Deinen Fragen, die ja vielleicht auch meine sind, konfrontieren.
Was mir dabei durch den Kopf geht, was mir wichtig ist dazu, was mich betrifft schreibe ich nieder. In einer alltagstauglichen Sprache und verpackt mit ansprechenden Fotos.
Oft lass ich mich von anderen Denkern, spirituellen Persönlichkeiten und ihren Gedanken und Texten inspirieren – und gerne von biblischen Weisheiten und Geschichten. Ich gebe diese mir zugefallenen, gesuchten und entdeckten Deutungen weiter, weil sie besser das ausdrücken können, was ich denke und empfinde.
So haben mich die LEBENSFRAGEN, die der Benediktiner Anselm Grün formuliert hat, angesprochen. Verpackt waren sie in einem Büchlein mit Segenswünschen (Möge das Leben immer gut zu Dir sein, Verlag am Eschbach 2016):
Was möchtest du hinter dir lassen und begraben?
Was schleppst du mit dir herum?
Was hindert dich auf deinem Weg weiterzulaufen?
Wonach möchtest du dich ausstrecken?
Was würdest du als Ziel deines Lebens bezeichnen?
Anselm Grün
Diese Fragen brauchen eine Unterbrechung im Mittendrin des alltäglichen Trotts, eine Pause für mich, eine anregende Atmosphäre, die mein Nach-Denken fördert und mich öffnet für die Auseinandersetzung mit mir selbst, für das was mir wichtig und wertvoll ist.
Diese Fragen brauchen ansprechende Bilder … Songs … Lebenszeugnisse … Erkenntnisse … Wirklichkeiten … Menschen, die Zuhören und Rat geben … in denen ich mich erkenne und mit denen ich mich identifizieren kann.
Dazu taugen weder Einhörner noch Faultiere.
GS 8. August 2017
Schön hier
Es gibt ja Fotos, die erzählen nicht nur eine Geschichte, sondern die haben auch noch eine Botschaft.
Ein solches Foto fand ich heute morgen unter den Einsendungen zum Fotowettbewerb EYECATCHER, den die KHG seit nunmehr 10 Jahren jedes Semester ausschreibt. Ein Aufkleber auf einem Laternenpfahl dessen Farbe abblättert, im Hintergrund eine ruhige Wasserfläche: SCHÖN HIER
Einladung zur gefühlsmäßigen Bestätigung; Aufforderung zu überprüfen, ob das nicht etwa Etikettenschwindel ist; Momentaufnahme.
Als Foto seinem Umfeld entzogen, erinnert es die Fotografin dieses mit zu sehen und den Betrachter sein eigenes Umfeld aufmerksamer anzusehen.
Die Kriterien für SCHÖN mögen unterschiedlich sein, aber das Etikett auf diesen Ort, auf diesen Moment drückt Zufriedenheit, Geborgenheit, Beheimatung, Integrität, sich wohl fühlen, … aus – für diesen einen Moment. Eine Momentaufnahme, wie Goethe sie vor 200 Jahren im FAUST beschreibt: „Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein!“ und Herbert Grönemeyer:
“ … Ein Stück vom Himmel
der Platz von Gott. …
Hier ist dein Heim,
dies unsere Zeit.
Wir machen vieles richtig,
doch wir machen’s uns nicht leicht.
Dies ist mein Haus,
dies ist mein Ziel
… und wir teilen diese Welt,
und wir stehen in der Pflicht. …“
Es ist auch an uns, diesen Moment dauerhaft zu erhalten, damit es SCHÖN bleibt.
GS 1. August 2017
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Von Ohrwürmern und Gott und die Welt in einem Song
Seit Sonntag habe ich wieder einen Ohrwurm: FROM A DISTANCE gesungen von Bette Midler war zu Beginn der 90er Jahre während des 1. Golfkrieges sehr populär, weil er das Bild einer und die Hoffnung auf eine friedliche Welt des Love, Peace and Understanding (wie die Hippie-Bewegung Ende der 60er es ausdrückte) beschreibt.
Einerseits tut es gut die Probleme der Welt und auch die eigenen Herausforderungen aus der Distanz zu betrachten und in ein Größeres einzuordnen, zu relativieren. Das ermöglicht den eigenen Ort, die eigenen Möglichkeiten, die eigene Aufgabe zu erkennen.
Andererseitsi st die Selbstdistanzierung aber auch der Versuch den/ die Unbeteiligte/n zu spielen. Einerseits sieht der der Song Gott als Schöpfer der Welt, der alles geordnet hat und der sich nun an seiner harmonischen Schöpfung erfreut. Andererseits ist da der Mensch, der diese Ordnung und Harmonie immer wieder stört.
Der Gott der Bibel und meines Glaubens lehnt sich nicht selbstzufrieden zurück und distanziert sich so zum Menschen , der mit dem ihm von seinem Schöpfer mitgegebenen Potential sich die Erde untertan macht. Der Gott der Bibel, den ich glaube ist ein mitgehender und auch mitleidender Gott, dem seine Welt und die Menschen eben nicht egal sind. Schon sein biblischer Name JAHWE „Ich bin der Ich-bin-da“ lässt eine Distanziertheit nicht zu, denn es ist seine Schöpfung und wir die Menschen , die er liebt.
So verstehe ich FROM A DISTANCE als einen Appell diese wunderschöne Erde lebenswert zu erhalten und als Menschheit in Gerechtigkeit und Frieden miteinander zu leben – im Vertrauen darauf, dass Gott uns darin begleitet und unterstützt. GS 25. Juli 2017
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