Januar- April 2013
Ermutigung zum
HANDELN
Wenn du dir die Hände
nicht schmutzig machen willst
und dir einredest,
dass genug andere Menschen aktiv werden könnten,
dann wünsche ich dir den Mut,
dich für die Wahrheit zu entscheiden.
Wenn du merkst,
dass Menschenrechte mit Füßen getreten werden,
dann wünsche ich dir den Mut,
dich einzumischen
und Partei zu ergreifen für ein Leben in Würde.
Wenn Du erkannt hast,
was auf dem Spiel steht,
aber vor den damit verbundenen Hindernissen
zurückschreckst,
dann wünsche ich dir den Mut,
über deinen Schatten zu springen.
aus: Ermutigungen zur MISEREOR-Fastenaktion 2012
Immer noch im Werden
Meine Seele ist verletzt, mein Körper kalt und erstarrt
in diesen tausend dunklen Gefühlen der Angst,
der Traurigkeit, der Verzweiflung
Widersinnig ist mir das Gekrieche
in dieser mundtot gemachten
und tausendfach vergewaltigten Welt
Unmöglich Worte zu finden
Wenn das Maß überläuft
Wenn die Wahrheit so weh, so sehr weh tut
Wenn ich keinen Weg mehr zu mir selbst finde
Wenn ich mich selbst nicht mehr erkenne
Und doch- ich spüre es
Ich bin immer noch im Werden
Immer wieder zerrissen in mir
So chaotisch, so höllisch, so schmerzvoll
Und dann gibt es ein Wort, einen Brief, eine Berührung
dass aus dem Chaos die Ordmmg entsteht
Bloß wann, bloß wann?
Peter L. Niegel
Ermutigung zum
AUFBRUCH
Wenn Unwichtiges sich aufbläht
und das, was wirklich zählt, verdeckt,
dann wünsche ich dir den Mut,
innezuhalten
und den Dingen auf den Grund zu gehen
Wenn Menschen hungrig, heimatlos
und unterdrückt bleiben,
während andere sich bereichern
und nur an ihren Vorteil denken,
dann wünsche ich dir den Mut,
dich für das Reich Gottes zu entscheiden.
Wenn du dich im Gewirr der Angebote
und Meinungen verlaufen
und eine falsche Richtung eingeschlagen hast,
dann wünsche ich dir den Mut,
umzukehren
und aufzubrechen in ein neues Leben.
aus: Ermutigungen zur MISEREOR-Fastenaktion 2012
Ermutigung zum
AUSHALTEN
Wenn die Ungerechtigkeiten der Welt
dir keine Ruhe lassen,
dann wünsche ich dir den Mut,
dich voller Tatendrang
an die Seite der Armen zu stellen.
Wenn du zwar kleine Hoffnungszeichen erkennst,
aber das Leid der Welt noch immer so groß ist,
dann wünsche ich dir den Mut,
diese Spannung auszuhalten.
Wenn du ungeduldig wirst
und verzweifelst,
wenn sich trotz aller Mühen
zu wenig bewegen lässt,
dann wünsche ich dir den Mut,
voll Gottvertrauen und Hingabe weiterzumachen.
aus: Ermutigungen zur MISEREOR-Fastenaktion 2012
Beginn der Fastenzeit – LEER WERDEN
Das aber ist ein Fasten, an dem ich Gefallen habe: Lass los, die du mit Unrecht gebunden hast, lass ledig, auf die du das Joch gelegt hast! Gib frei, die du bedrückst, reiß jedes Joch weg! Brich dem Hungrigen dein Brot, und die im Elend ohne Obdach sind, führe ins Haus! Wenn du einen nackt siehst, so kleide ihn, und entzieh dich nicht deinem Fleisch und Blut! Dann wird dein Licht hervorbrechen wie die Morgcnröte …
Jes 58, 6f
Fasten
Alle Gedanken
in die Wüste schicken
bis sie kleiner
und kleiner werden
und sich nur noch
vom dem nähren
was auf dem Grunde
deines Herzens
wächst
Alle Gedanken
in die Wüste schicken
und die Weite atmen
die dir
auf einmal
um die Nase weht.
Isabella Schneider
Angelika Büchelin (Hg.), Österlich leben -ein spiritueller Begleiter- , Verlag am Eschbach 2009 S.6+8
Er war nicht mehr er selbst, hatte Adriana gesagt. …
Wann war jemand er selbst? Wenn er so war wie immer? So, wie er sich sah? Oder so, wie er war, wenn die glühende Lava der Gedanken und Gefühle alle Lügen, Masken und Selbsttäuschungen unter sich begrub? Oft waren es die anderen, die beklagten, dass jemand nicht mehr er selbst sei. Vielleicht hieß es dann in Wirklichkeit: Er ist nicht mehr so, wie wir ihn gerne hätten?
aus: Pascal Mercier, Nachtzug nach Lissabon, btb-Verlag 122006
Manchmal brauchen wir Masken
Für das alltägliche Rollenspiel,
um funktionieren zu können,
wie es von uns erwartet wird.
Manchmal brauchen wir Masken,
um unser wahres Gesicht,
unser verletzliches Inneres
nach außen hin zu schützen.
Manchmal sehnen wir uns danach,
unsere Masken abnehmen zu können,
endlich wir selbst sein zu dürfen
und als solche geliebt zu sein.
Finde zu dir selbst
Möge dir nach und nach
die Kraft zuwachsen,
unter den Masken des Alltags,
hinter denen du dich
zu verstecken suchst,
deine eigene Wahrheit
zu entdecken.
Mögest du dich selbst
annehmen und lieben lernen,
damit du die Masken
nach und nach ablegen kannst,
so dass auch dein Umgang
mit anderen Menschen
natürlicher wird.
Christa Spilling-Nöker – Leben hat die Farbe Sehnsucht, Verlag am Eschbach 2007, S.10 und 15
Ermutigung zur Hoffnung
Wenn dein Leben aus dem Takt geraten ist
und du verzweifelt den Sinn suchst,
dann wünsche ich dir den Mut,
den winzigen Hoffnungsschimmern zu trauen.
Wenn dir das Leiden der Welt über den Kopf wächst
und du befürchtest,
dass dir die Schicksale anderer gleichgültig werden,
dann wünsche ich dir den Mut,
den kleinen Gesten der Zuversicht zu trauen.
Wenn du die Stimme Gottes nicht mehr hörst
und dich einsam fühlst
in deinem Einsatz für ein Leben in Würde,
dann wünsche ich dir den Mut,
deiner Ahnung zu trauen,
dass Gott es ernst mit uns meint.
aus: ERMUTIGUNGEN, Früh-/ Spätschichtreihe zur MISEREOR-Fastenaktion 2012
Foto: Arabisches Viertel in Perpignan/ Guido Schürenberg
Für Prüfungsgestresste, Ruhe suchende, Vielredner, viel-um-die Ohren Habende, … :
Schweigen möchte ich
um dadurch Dich in allen Dingen
wieder zu entdecken
Zu Gast bei mir selber möchte
ich sein
meine innere Unruhe
aushalten
sie im Schweigen verwandeln
lassen von Dir
Schweigen möchte ich
leer werden
damit Du mich erfüllen kannst
Zu Gast bei mir selber möchte
ich sein
um meine Beziehungen
vertiefen zu können
und Dich als Grund aller
Beziehungen zu sehen
Schweigen möchte ich
um Tag für Tag
Deinen Segen zu erfahren
Pierre Stutz, Einfach leben, Verlag am Eschbach 2/2004, S.4
Foto: Guido Schürenberg, Raum der Stille
Vielleicht zu finden im Raum der Stille
Wenn du dich selbst kaum noch spürst
und du duch unfähig oder überflüssig fühlst,
dann wünsche ich dir den Mut,
dich selbst anzunehmen,
so wie du bist.
Wenn dich die Bedürfnisse deiner Mitmenschen
überfordern
und du nicht weißt,
wie dein eigener Beitrag aussehen könnte,
dann wünsche ich dir den Mut,
deine Formen
von Solidarität und Nächstenliebe zu entdecken.
Wenn Gott in deinem Leben kaum noch vorkommt
und du befürchtest, dass er dich vergessen hat,
dann wünsche ich dir den Mut,
einen Neuanfang zu wagen
und ihm dein Herz zu schenken.
aus: Früh-/Spätschichtreihe zur MISEREOR-Fastenaktion 2012
Foto: Alisha Doha, Paar in Bratislava
Schreibe einen Kommentar