Oktober – Dezember 2018
Alle Jahre wieder
die Weihnachts-Botschaft , die Sehnsucht vom Frieden auf Erden, von peace on earth:
»Ehre sei Gott im Himmel! Denn er bringt der Welt Frieden und wendet sich den Menschen in Liebe zu.« (Lukas 2,14)
Zuwendung aus Liebe schafft Frieden und gibt Hoffnung, dass die Welt eine Frieden-Zukunft hat.
Und wie alle Jahre wieder scheinen wir in diesen Tagen vor Weihnachten in Unfrieden untereinander und für diese Welt zu beharren. Wir riskieren wieder besseres Wissen den Untergang der Menschheit und der Schöpfung Gottes, durch unsere Unversöhnlichkeit und unsere Ignoranz, durch Neid und Intoleranz, durch Egoismus und Macht-Gier.
Während der Ebola-Krise in Westafrika konfrontierte das Band Aid Projekt unsere Weihnachtsseligkeit und unseren unbeschwerten Konsum mit der Realität vor unserer -geschlossenen- Tür:
There’s a world outside your window
and it’s a world of dread and fear
Where a kiss of love can kill you
Where there’s death in every tear
And the Christmas bells that ring there
are the clanging chimes of doom
Und sie fordern uns auf uns ergreifen und berühren zu lassen und die Menschen fühlen zu lassen, dass wir mit ihnen und der ganzen Menschheit solidarisch sind und so die Welt zu heilen.
Dann wird die Weihnachtsbotschaft alle Jahre wieder spürbar und er-lebbar
GS 18. Dez 2018
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Mit jedem Schritt, den du tust,
und in jeder Begegnung,
die dir geschenkt wird,
hinterlässt du Spuren.
Keine deiner Entscheidungen,
keines deiner Worte,
keine deiner Gesten
kann je ungeschehen gemacht werden.
Ich wünsche dir,
dass du Spuren der Freude hinterlässt
und des Glücks,
Spuren der Hoffnung und der Liebe,
Spuren der Gerechtigkeit
und des Friedens,
und dass du da, wo du anderen
weh getan hast,
Vergebung erfährst.
Christa Spilling-Nöker (Adventlich leben, Verlag am Eschbach 2008, S.95)
Noch nicht in Stimmung
Halbzeit in der Adventszeit und ich bin noch gar nicht in Stimmung gekommen.
Höre ich die falsche Musik? Beeindruckt mich die Weihnachtswerbung in ihrer vielfältigen Eintönigkeit nicht mehr?
Sind meine Erwartungen des Alle-Jahre-wieder Festes schon so deprimierend im Vorfeld?
Oder fehlen mir einfach nur die richtigen Zutaten, um in Stimmung zu kommen: Gepflegte weihnachtliche Jazzmusik á la Nils Landgren and friends. Oder leise rieselnden Schnee – draußen? Der Duft nach Weihnachtsgebäck und die Tasse Glühwein? Die begleitende Einstimmung auf Weihnachten durch einen Adventskalender, hinter dessen 24 Türen sich eine Geschichte entdecken lässt? Die wachsende Anzahl an Kerzen und Lichterketten in unserem Wohnzimmer? Mehr Frieden auf Erden …?
Ich fürchte, ich bin einfach noch nicht bereit für all diese Stimmungsmacher, die mich in diese Erwartungszeit einstimmen, einswingen in die von mir erwartete Konsum-Zeit, die die Aachener Einzelhändler noch nicht zufrieden stellt.
Ja, ich beschäftige mich schon mit den Wünschen und mit Überraschungsgeschenken für meine Familie, aber eher unmotiviert und auch zum Weihnachtsmenü habe ich so meine Vorstellungen, aber da gibt es halt die grossfamiliären Traditionen. Und auf die jährliche Debatte, wann zu wem mit wem habe ich überhaupt keine Lust.
Mir fehlt die innere Ruhe! Und die Neugier der kleinen Kinder! Die Bereitschaft mich überraschen zu lassen …!
Die Aachener Händler haben nach dem für sie enttäuschenden, verkaufsoffenen 2. Advent-Sonntag verkündet: Da geht noch was!
Erfahrungsgemäß auch bei mir, bezogen auf Weihnachten, die Menschwerdung und den Frieden auf Erden.
Noch zwei Wochen – Carpe diem – Nutze die Zeit! GS 11. Dezember 2018
Schweige und höre
vielleicht geht dir in der Mitte der Nacht ein Licht auf
vielleicht hörst du unverhofft eine neue Botschaft
vielleicht ahnst du plötzlich
dass Friede auf Erden denkbar istvielleicht erfährst du schmerzhaft
dass du Altes zurücklassen musst
vielleicht spürst du dass sich etwas verändern wird
vielleicht wirst du aufgefordert
aufzustehen und aufzubrechenSchweige und höre sammle Kräfte und brich auf
damit du den Ort findest wo neues Leben möglich istMax Feigenwinter (Adventlich leben, Verlag am Eschbach 2008, S. 29)
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Erwartungen
In dieser Woche findet der UN-Klimagipfel im polnischen Kattowitz statt. Der Druck dort zu sichtbaren Maßnahmen zu kommen ist nach diesem Dürre-Sommer in Europa, nach den katastrophalen Waldbränden in Kalifornien, vor den zu erwartenden El Ninjo (das Christuskind) Phänomenen, die für Lateinamerika, Südafrika und die Indonesische Inselwelt erwartet werden und dem Phänomen, dass der Golfstrom in unseren Breiten nicht mehr ausreicht, um Wetterwechsel zu ermöglichen, sehr groß geworden. – Endzeit-Erwartungen
Die Leseordnungen der christlichen Kirchen für den 1. Advent zeichnen ähnliche Szenarien vom Chaos und Ende der bestehenden Ordnungen.
Aber damit wird nicht das Zeitenende eingeläutet, sondern ein neuer Anfang erwartet. Der Anfang des Gottes Reiches der Liebe, der Gerechtigkeit und des Friedens, wie ihn Jesus verkündet – Advent- Erwartungen
Gemeinsam ist beiden Szenarien die Notwendigkeit, dass sich der Einzelne, dass sich die menschliche Gemeinschaft entscheidet für das Gute Leben für alle.
Der Klimagipfel ist herausgefordert verbindliche Maßnahmen zum Überleben der Menschheit zu beschließen, obwohl es immer noch viele nicht wahr haben wollen, dass dies Verzicht bedeutet insbesondere der Menschen in den reichen Ländern des globalen Nordens.
Advent, Erwartung des Reiches Gottes erwartet eine Haltungsänderung im Vertrauen darauf, dass Gottes Reich möglich wird – wenn wir es einfach leben. GS 4. Dez 2018
Gott gebe dir Kraft
zu einem klaren Nein
da wo es nötig ist
zu einem Nein
zu Hass und Gewalt
zu jedem Unrecht
und zum Krieg
zu allen Kräften
die zerstören wollen
was seine Liebe
für uns schuf
Gott gebe dir den Mut
zu einem klaren Nein
aus einem unbeirrten
Ja zu ihm
Wilma Klevinghaus (Jeden Augenblick segnen, Verlag am Eschbach 2008, S.248)
Reflex – Rumorendes von einem kommunikativen Wochenende
Religiösität wird in einen uniformen Rahmen gepresst und aus dem Alltag der Menschen herausgelöst
Wir entmenschlichen Gott und geben ihm einen institutionellen Rahmen - die Kirche
Der Glaube ist eine Bewegung, aber die Kirche ist ohne Dynamik
Erst war alles so schlüssig am Samstag Abend. Mein Unbehagen, ja meine Unzufriedenheit mit der Institution Kirche und ihrer tradierten Form der Glaubenskommunikation; die Erkenntnis, dass ich in dieser und mit dieser Form der „Verkündigung“ nicht glücklich bin, ja zunehmend in meinen Ideen und meinem Handeln blockiert, ja ausgebrannt bin.
Erik Flügge, der Kommunikationsberater mit katholischen Wurzeln, der den Kirchen vorwirft mit ihrem „Jargon der Betroffenheit“ an ihrer Sprache zu „verrecken“, traf meine Stimmung und die der anderen, meist studierenden Zuhörer mit seinen teils karrikierenden Skizzen christlicher Glaubenskommunikation.
Ertapptes Lachen schafft die Möglichkeit auf die eigene Glaubens- und Kommunikationspraxis kritischer zu schauen.
Worte, Worte, Worte - Finde Deine Eigenen!
Nutze Deinen Messenger und teile jemandem, an dem Dir etwas liegt mit, dass Du gerade in einer Kirche sitzt und an ihn denkst.
Am nächsten Morgen erstmal Ratlosigkeit, mein verarbeitender Workshop begann ja erst nach dem Morgenimpuls. Umso erstaunender dieser Einstieg in den Sonntag: sich auf die eigenen Impulse besinnen, „einfach“ Kontakt aufnehmen mit dem Kommunikationsmittel, das jeder von uns täglich benutzt. Der Bezug aus einer Kirche zu senden macht den Adressaten und die Adressatin neugierig, fragt nach Anlass und besonderem Ort – Tiefgang und Authentizität wird möglich.
Bist Du selbst auf diese Frage gekommen, oder haben dir andere von mir erzählt?
Dann das im Sonntagsevangelium! – Die Frage Jesu nach dem persönlichen, nach dem wirklichen Interesse. Und die Frage nach der Authentizität in dieser Befragung vor dem Gericht des Pilatus.
Bin ICH das, der in ein ehrliches, tiefes und interessiertes , ja vielleicht auch existentielles Gespräch eintritt, eine Beziehung aufnimmt? Ooder bin ich der Kontakter der Institution, der mehr schlecht als recht seinen Job macht und mit seinem Betroffenheitsjargon es aber nicht wirklich ist?
In mir rumort es! GS 27. Nov 2018
Gott schärfe dein Gespür
für Unrecht und Not
Gott nähre deine Sprache
mit einfachen Worten
Gott behüte die Weite
deines Denkens und Fragens
Denn du bist ein Segen
dein ganzes Wesen
redet von Gottes Liebe
zu allem
was ist
Katja Süß (Jeden Augenblick segnen, Verlag am Eschbach 2008, S.226)
Es ist an der Zeit
In diesen Novembertagen gedenken wir der Toten der beiden großen Kriege des vergangenen Jahrhunderts.
Der erste endete im November vor 100 Jahren, kostete 20 Millionen Menschen in Europa das Leben und entmachtete die Herrscher des deutschen, russischen, osmanischen und habsburgischen Reiches, verschaffte Deutschland für kurze Zeit eine demokratische Regierung und ermöglichte Frauen das Wahlrecht. Der zweite weltweite Krieg kostete 80 Millionen Menschen das Leben. Der totale Zusammenbruch Deutschlands ermöglichte einen Wiederaufbau und ein Wirtschaftswunder, dessen Name MADE IN GERMANY weltweit als Synonym für Qualität steht.
Beide Kriege waren grausame Gemetzel ermöglicht durch neue Technologien und den Einsatz von Kampfgasen. Nicht zuletzt der Einsatz der Atombomben in Hiroshima und Nagasaki und deren fürchterliche nachhaltige Zerstörungskraft traumatisierte die Zivilbevölkerung. Die psychologischen Folgen dieser kriegsbedingten Traumata sind auch in unseren Familien nach nunmehr über 70 Jahren „Frieden“ in Europa immer noch spürbar, wenn man mit der „Verlorenen Generation der Kriegskinder“ spricht.
Gedenken heisst sich dessen erinnern und bewusst werden, was Menschen einander antun, um sie zu demütigen, zu unterdrücken, zu manipulieren, auszubeuten, zu tyrannisieren und zu quälen.
Immer öfter habe ich den Eindruck, dass 70 Jahre Abwesenheit von Krieg in unserer unmittelbaren Umgebung, hier in Europa, uns aber auch blind und taub gemacht haben für Situationen und Stimmungen, die Unterdrückung, Terror und Krieg begünstigen.
Wenn wir Frieden und ein lebenswertes Leben erhalten wollen, müssen wir genau hinsehen, uns sensibilisieren für Unrechtsstrukturen, für Ungerechtigkeit in unserer Gesellschaft. Wir müssen eine gewaltfreie Sprache trainieren und uns undemokratischen Meinungsmachern und Aktivisten verweigern.
Die Liedermacher Hannes Wader, Konstantin Wecker und Reinhard Mey haben ein solches erinnerndes und mahnendes Gedenken im Lied ES IST AN DER ZEIT zum Ausdruck gebracht. GS 20. Nov 2018
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Was ist denn schon gerecht ?
Gerechtigkeit ist mein Thema, seit wir uns in einer Jugendgruppe mit der Frage auseinandergesetzt haben, warum die Länder des Südens als Entwicklungsländer bezeichnet und dies Armut, Hunger, Krankheit, Ausbeutung und Krieg bedeutet. Und was ihre „Entwicklung“ be- oder sogar verhindert.
Heute, 45 Jahre später, hat sich an den Lebensverhältnissen der Menschen im Süden wenig verändert. Zwar ist der Hunger trotz steigender Bevölkerungszahlen zurückgegangen, ist die Entwicklung im technischen Bereich fortgeschritten, Krankheiten können wirksamer bekämpft werden, aber die innergesellschaftliche Ungerechtigkeit ist geblieben und so klafft die Schere zwische Arm und Reich immer weiter auseinander. Und eine ungerechte Weltwirtschafts“ordnung“ verschärft diese Situation.
Gerechtigkeit in meinem Umfeld, in unserer Gesellschaft, weltweit denke ich immer im Zusammenhang mit Frieden; ja Gerechtigkeit ist die Bedingung für Frieden in Familie, Gesellschaft und Welt.
Die ARD-Themenwoche GERECHTIGKEIT dokumentiert und inszeniert vom 11.-17. November unterschiedliche Aspekte dieses Themas:
Ist es gerecht, dass Frauen im Schnitt 21 Prozent weniger verdienen? Dass Bildungschancen von der sozialen Herkunft abhängen? Dass Soziale Berufe verhältnismäßig schlecht bezahlt werden? Und dass manche Kinder arbeiten müssen, anstatt zu spielen?
Das Thema wird hautnah (Textilproduktion), wirft Schatten auf unseren Arbeitsmarkt (Lohngerechtigkeit) und unser Wohnen (Mietgerechtigkeit). Befragt die Justizpraxis und die Religionen, …
Die große Vision der Botschaft Jesu ist das Reich Gottes der Gerechtigkeit, der Liebe und des Friedens. Diese Vision ist denke ich für alle Religionen offen.
Mich als Christen verpflichtet sie, denn sie wird nur Wirklichkeit mit mir, mit meinem Tun, meinem Gebet – und Gottes Segen. GS 13. Nov 2018
Es stärke dich Gott
das Richtige zu tun
gegen alle Stimmen
von rechts und von links
säuselnd oder drohend
aufzurichten
was zerstoßen ward
von dunklen Mächten
gegen das Lachen
der Spötter
Neues zu wagen
trotz blutender Hände
auszusprechen
was gefährlich ist
und schweigend zu warten
wo die Menge drängt
gegen das Verzagen
das Trotzdem zu setzen
und unbeirrt
das Rechte zu tun
das Er dir zeigt
Wilma Klevinghaus (Jeden Augenblick segnen, Verlag am Eschbach 2005, S. 226)
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Den Tanker umbauen?
Ich hab‘ es schon wieder getan: Auf Anfrage der Koordinatoren des synodalen Bistumsprozesses HEUTE BEI DIR habe ich zugesagt eine Teilprozessgruppe zu moderieren. Ich unterstütze damit den angestrebten Erneuerungsprozess im Bistum Aachen – als Bistumsangestellter. Bereits seit 5 Jahren bin ich in der Steuerungsgruppe eines Innovationsprozesses in unserer Pfarre – ehrenamtlich.
Auf alten Bildern wurde die Kirche als Schiff dargestellt mit vielen Menschen darauf und Jesus mitten unter Ihnen. Und in den siebziger Jahren haben wir begeistert das -evangelische- Lied vom Schiff, das sich Gemeinde nennt und durch die Zeit fährt gesungen. Die Begeisterung ist mir im Laufe meines Engagements für und meines Leben in und mit dieser Katholischen Kirche abhanden gekommen. Denn aus dem Schiff ist ein schwerfälliger Tanker geworden, auf dem nur noch wenige Menschen leben und arbeiten und der Ballast der Tradition, der Hierarchie, der Skandale und des Klerikalismus von oben und unten hat die frohe und befreiende Botschaft Jesu überdeckt. Hin und wieder gibt es Suchende, die unter all dem Ballast nachschauen und das Evangelium wieder neu für sich und ihr Leben entdecken, aber Treibstoff für das schwerfällige Kirchenschiff scheint diese Botschaft Jesu nicht mehr zu sein.
Als 2007 die Sinus Milieu-Studie U27 vorgestellt wurde, traf ein markanter Ausspruch einer 16 Jährigen: „Mit Kirche sieht man einfach Scheisse aus“ den Nerv nicht nur vieler (noch) engagierter Jugendlicher, sondern auch den vieler ehrenamtlicher Erwachsenen, die sich im beruflichen, wie privaten Umfeld bis heute für dieses Engagement rechtfertigen müssen. Kirchenerneuerung „Ist das nicht eine Leiche schminken oder ein totes Pferd reiten? Du hälst ein überholtes, patriarchalisches und antidemokratisches System am Leben!“
Ja, ich habe ein Interesse an einer lebendigen Kirche , die sich der Botschaft Jesu verpflichtet weiss , diese Botschaft lebendig und zeitgemäß verkündet und die sich einsetzt für ein Gutes Leben für alle Menschen auf dieser Welt. Dafür arbeite ich hauptamtlich in dieser konkreten Kirche und ehrenamtlich mit und für Menschen, die mit mir auf der Suche sind nach fresh expressions of church, dieser Kirche.
Norbert Lüdecke -ein Kirchenrechtler- hat bei einem Vortrag zu den Ergebnissen der Mißbrauchsstudie gesagt, dass wer wirklich systemisch die Kirche verändern wolle, müsse den Druck auf sie erhöhen und die ehrenamtliche Mitarbeit verweigern. dagegen setzt Norbert Bauer, Leiter der Karl-Rahner-Akademie, in einem Kommentar, dass es den Druck von innen braucht, das Engagement für Veränderung, damit sich das System ändert.
Ich habe diese Kirche und ihren Auftrag für die Welt noch nicht aufgegeben. Beim Erneuerungsprozess kann es nicht darum gehen, den Tanker umzubauen zu einer Fregatte, sondern eher zu einer Fähre, die Welten verbindet und Menschen mitnimmt auf ihrer Lebensreise. Und warum nicht den Schrott recyclen und einen Leuchturm daraus bauen, “ dessen Licht vor den Menschen leuchtet “ und ihnen Orientierung gibt: „Sie sollen eure guten Taten sehen und euren Vater im Himmel preisen.“ (Matthäus 5, 16) GS 6. Nov 2018
Was keiner wagt, das sollt ihr wagen
Was keiner sagt, das sagt heraus
Was keiner denkt, das wagt zu denken
Was keiner anfängt, das führt ausWenn keiner ja sagt, sollt ihr’s sagen
Wenn keiner nein sagt, sagt doch nein
Wenn alle zweifeln, wagt zu glauben
Wenn alle mittun, steht alleinWo alle loben, habt Bedenken
Wo alle spotten, spottet nicht
Wo alle geizen, wagt zu schenken
Wo alles dunkel ist, macht LichtWo alle loben, habt Bedenken
Wo alle spotten, spottet nicht
Wo alle geizen
(Alle geizen)
Wagt zu schenken
(Wagt zu schenken)
Wo alles dunkel ist –
Macht Licht!Text: Lothar Zenetti – Musik: Konstantin Wecker
Gesungen von Reinhard Mey und Konstantin Wecker 2010
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Zuflucht und Kraft
In diesen Tagen scheint es an allen Ecken und Enden der Welt zu brennen:
Gewaltsame Ausschreitungen im Hambacher Forst, … Gruppenvergewaltigungen in Freiburg, … ein rechtsradikaler Militär gewinnt mit der Forderung Privatpersonen zu bewaffnen und der Ankündigung Brasilien von Schwarzen, Homosexuellen und Abtreibungsbefürwortern zu reinigen die Mehrheit der Brasilianer, … die EU macht die Grenzen für Flüchtende aus Afrika, dem Nahen und Fernen Osten dicht und kann sich nicht auf eine gerechte Verteilung einigen, … mit nationalistischen Egoismen gewinnen Politiker Wahlen, … die Folgen des Klimawandels sind überall auf der Welt hautnah erlebbar – dennoch bestreiten immer noch Politiker und Industrie den Einfluß der Menschen darauf und die Entcarbonisierung schreitet nur langsam und halbherzig voran, … die Plastikvermüllung der Welt nimmt katastrophale Ausmaße an und die Nachfrage ist ungebrochen, …
Und ich? Ich möchte mich am liebsten in meine kleine, heile Welt verkriechen, den Kopf in den Sand stecken und warten bis alles vorüber ist.
Wie Zukunftsperspektiven entwickeln und gestalten, damit Kindern und Enkeln eine lebenswerte Welt erhalten bleibt, wenn ich mich ohnmächtig und perspektivlos fühle?
Glaubende und suchende Menschen aller Zeiten haben ihre Hoffnung auf Gott gesetzt, auf den Gott, der sich in der Bibel als der Immer-da-seiende und Mitgehende bezeichnet hat (Exodus 3). In ihrer Not und Perspektivlosigkeit haben sie zu diesem Gott gebetet.
„Beten heißt mit Gott zu sprechen – ob es darum geht, Sorgen und Ängste zu teilen, um Vergebung zu bitten oder zu danken. So ist jeder Mensch nur ein Gebet weit von Gott entfernt. … Beim Beten geht es darum, Gott mitzuteilen, was einen bewegt. Das kann man mit fertigen Texten tun, mit eigenen Worten oder auch im Schweigen. Für Christinnen und Christen ist Gott ein Gegenüber, mit dem man genauso sprechen kann wie mit einem Menschen.“ (Beten – EKD.de)
Eine besondere Form des Gebetes ist das Psalm-Gebet, dessen 2500 Jahre alte Sprache uns heute fremd vorkommt. Dabei bringen die Psalmen die Ängste und Hoffnungen, aber auch das Vertrauen auf Gott durch die Beter zum Ausdruck, in einer Welt zugwandten Sprache. Deshalb haben immer wieder Gott Suchende versucht die Psalmen mit den Bedrohungen und Ängsten, aber auch mit den Hoffnungen unserer Zeit zu verbinden.
Der holländische Priester und Dichter Huub Osterhuis hat alle Psalmen in unsere Zeit und in unsere Sprache übertragen und verdichtet.
Psalm 46 gibt mir Zuflucht und Kraft in diesen Tagen. GS 30. Oktober 2018
Gott unsere Zuflucht und Kraft.
Die Erde verändert sich. Er nicht.
Berge stürzen ins Meer,
Meere rasen und toben.Doch Er ist eine feste Burg,
eine Stadt auf Felsen gegründet,
in Gärten angelegt –
glitzernde Ströme durchfluten Ihn
quer durch seine Mitte.Gott unsere Zuflucht und Kraft.
Er wird etwas tun.
Er ist als Morgenlicht
mit einem großen Vorhaben auf den Weg gegangen:Ende Krieg.
Er hat dem Sturmwind befohlen,
alles Waffenzeug zusammenzufegen
von überall auf der Erde –
gigantische Müllkippen.Dann facht Er den Brand an:
Freudenfeuer, wild lodert es auf,
tief löscht es aus.Ende Krieg.
Gott unsere Zuflucht und Kraft.
Huub Osterhuis, Psalmen – Verlag Herder 2014, S. 100f
„Bei Euch nicht!“
Macht und ihre Demonstration spielt in diesen Tagen in unserer Gesellschaft eine immer wirkmächtigere Rolle:
Sei es die „Macht der Strasse“ bei den Demonstrationen am Hambacher Forst, die unteilbar-Demo in Berlin, die Anti-Brexit Demonstrationen in London oder im Osten unserer Republik die immer noch stattfindenden Pegida-Demonstrationen und ihre Geschwister.
Oder das Thema „Macht und Sex“ (Die Zeit Nr. 43/2018), wie wir es in dieser Kombination immer wieder nicht nur aus amerikanischen Regierungskreisen präsentiert bekommen. Und nicht zuletzt als Machtmissbrauch, in vielen Bereichen unserer Gesellschaft bis hin zu den weltkirchenweiten Mißbrauchsskandalen mit einer Ursache im Klerikalismus.
Da trifft das Markusevangelium des vergangenen Sonntags angesichts des Machtgebahrens und Neids unter den engsten Freunden Jesu auf den Punkt, hält uns den Spiegel vor und fordert uns Christen (und auch die Parteien und Politiker, die sich so nennen)heraus :
»Ihr wisst, wie die Großen und Mächtigen dieser Welt ihre Völker unterdrücken. Wer die Macht hat, nutzt sie rücksichtslos aus. Aber so soll es bei euch nicht sein! Im Gegenteil: Wer groß sein will, der soll den anderen dienen, und wer der Erste sein will, der soll sich allen unterordnen.<< In diesem christlichen Anspruch ist kein Platz für Alpha-Tiere und Machtgehabe, erst recht nicht unter dem Zeichen des Kreuzes. Der Auftrag der Christen und ihrer Kirchen ist der Dienst an den Menschen und die Solidarität mit den Armen: „Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen, insbesondere der Armen und Unterdrückten aller Art , sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi“(2. Vatikanisches Konzil, 1965).
Macht und Einfluß haben dem Wohle aller Menschen auf diesem Planeten zu dienen – so soll es bei uns sein. GS 23. Okt. 2018
Gott lasse dein Leben gelingen
Der mütterlich-väterliche Gott sei dir nahe
in allem, was dir begegnet auf dem Weg deines Lebens.
Er umarme dich in Freude und Schmerz
und lasse aus beidem Gutes wachsen.
Ein offenes Herz schenke er dir für alle,
die deiner bedürftig sind.
Selbstvertrauen und den Mut, dich verwunden
und heilen zu lassen.
In aller Gefährdung bewahre er dir Seele und Leib
und lasse dein Leben gelingen.
ANTJE SABINE NAEGELI (Deine Güte umsorgt uns, Verlag am Eschbach 2001, S.30)
Gelassen bleiben
In dieser Zeit der Krisen (Entscheidungsnotwendigkeiten), Katastrophen (Umwendungen zum Schlechten) und politischen und religiösen Radikalisierungen fällt es mir schwer gelassen zu bleiben, nicht in Panik oder gar Depression zu fallen. Eine erste, spontane Reaktion ist dann oft eine Überreaktion. Dabei wäre eher nachdenken angesagt, strukturieren, differenzieren und dann erst Aktion.
„Es gehört zur Tragik von Menschen, dass wir in Situationen, in denen wir besonders gefordert sind, uns auf eine Weise in Aufgaben stürzen, die die Gefahr mit sich bringt, dass wir uns darin immer mehr verlieren. So leben wir immer weniger im Einklang mit uns selber“ und unserem sozialen Umfeld. (Pierre Stutz)
Ich habe das Gefühl dass ich, dass diese Gesellschaft, in der ich lebe ihre Mitte verloren hat, ihre innere Kraft, ihre (Selbst-)Sicherheit. Ja, dass sie Gott verloren hat.
Aber ich, wir, diese Gesellschaft braucht diese innere Mitte, diese Selbstsicherheit und Orientierung, um gelassen die Herausforderungen unseres Lebens und der Zukunft dieser Welt anzunehmen und mit zu gestalten. GS 16. Okt. 2018
Meine Sehnsucht ist groß
ich selber zu werden
nicht gelebt zu werden
sondern aus meiner Mitte heraus
mich entfalten zu können
Meine Sehnsucht ist groß
mich lassen zu können
Idealbilder von mir loszulassen
damit ich immer mehr so werde
wie Gott mich von Anfang gemeint hat:
als sein Abbild
Meine Sehnsucht ist groß
mich zu finden
weil ich nur so Gott finden kann
im tiefsten Seelengrund,
wo ich sein darf vor aller Leistung
Meine Sehnsucht ist groß
mich lassen zu können
um in meinen Gaben
meine Lebensaufgabe zu entdecken
im Entfalten und Aufgeben meiner Gaben
Pierre Stutz (Einfach leben, Verlag am Eschbach 2004, S.39)
Change – Now
Der Sonderbericht des Weltklimarates IPCC, der am Wochenende veröffentlicht wurde (Zeit- Online …) bestätigt den gefühlten Eindruck dieses Sommers in Europa, dass sich die Erde schneller erwärmt als angenommen und „drohen den Wissenschaftlern zufolge dramatische Folgen für das Leben auf der Erde“.
Um die Erderwärmung noch auf 1,5°C zu begrenzen, wie bei der Klimakonferenz in Paris 2015 beschlossen, sind aber „schnelle, weitreichende und beispiellose Änderungen in allen gesellschaftlichen Bereichen“ not-wendig.
Diese Nachricht kam nicht unerwartet, die absehbaren Entwicklungen wurden aber bisher von Zivilgesellschaft, Politik, Wrtschaft und Industrie weitgehend ignoriert, bagatellisiert oder verdrängt.
Insbesondere der CO2 Ausstoß ist bis 2030 um 45% gegenüber 2010 zu reduzieren und bis 2050 auf 0 zu senken. Gleichzeitig muss der Anteil erneuerbarer Energieträger bis 2050 auf 70-85% gesteigert werden, bei gleichzeitiger Entwicklung von Verfahren, die der Atmophäre Kohlendioxid in großen Mengen entziehen.
Das fordert Wissenschaft und Forschung heraus genau wie die entsprechenden Technischen Umsetzer.
Vom „Verbraucher“ -also von uns- wird ganz deutlich und konsequent gefordert: Weniger Energieverbrauch, erhebliche Verhaltensänderungen (Verringerung des Fleischkonsums, Umstieg auf verbrennungslose Automotoren, Fahrrad und ÖPNV. Dazu kommen private Mehraufwendungen für ökologisch angepasst produzierte Konsumgüter, …
Die Veränderung, ja der Versuch die Welt (noch) zu retten beginnt im Kopf und bei mir und als Gemeinschaftswerk aller. Der Bericht der Wissenschaftlicher ist ein drängender Appell endlich mit einer radikalen Änderung unseres Verhaltens zu beginnen und nicht darauf zu warten, ob die anderen auch ihren Beitrag leisten.
Das heisst bewusster leben, sicherlich auch sich einschränken und vor allem die globale Zukunft für alle Menschen im Blick haben.
Denn der biblische Auftrag lautet: Die Erde, die Schöpfung Gottes zu bebauen und zu bewahren (Genesis 2, 15) GS 9.Okt 2018
Herr, unser Schöpfer,
gesegnet hast du deine Geschöpfe,
Menschen und Tiere,
aus deiner Hand kommen sie und wir.
Deine Liebe hat uns zusammengebracht.
Wir haben uns von dir entfernt
und darum die Mitgeschöpfe preisgegeben
an Willkür, Ausbeutung und Experiment.
Herr, dein Segen bringe uns wieder zusammen.
Lass uns den Regenbogen erkennen,
der über uns und sie gespannt ist.
Mache uns wieder dankbar für dein Geschenk;
öffne uns die Augen für den Reichtum dieser Erde.
Segne uns durch neues Staunen .
Lass uns auf die Sprache achten,
die Bruder und Schwester Tier sprechen,
lass uns achten auf die Sprache
von Pflanzen, Blumen und Bäumen.
Segne uns durch neue Freude über alle Geschöpfe
und halte uns verbunden in dir.
Eberhard Röhrig,
Jeden Augenblick segnen – Verlag am Eschbach 2005, S. 198
Eine persönlich-kirchliche Erklärung
Unter all den Betroffenheits- und „Wir schämen uns“- Bekundungen in den vergangenen Wochen zum tausendfachen Missbrauchsskandals an Kindern und Jugendlichen (allein in Deutschland, die Dunkelziffer ist wesentlich höher) und den in der Folge geweiteten Blick auf den weltkirchlichen Skandal des Amtsmissbrauchs von Klerikern an Abhängigen, wie z.B. #NunsToo über den sexuellen Missbrauch von Ordensfrauen durch Beichtväter und geistliche Begleiter, werden immer wieder die strukturellen Ursachen dieses Skandals im Begriff des Klerikalismus zwar von der Untersuchungskommission benannt, aber von den Kirchenleitungen ohne konkrete Maßnahmen gefüllt. Kirche und ihre Hierarchie (heilige Ordnung) muss sich ändern, wenn dies die Ursache von Mißbrauch ist – aber wie?
Dafür Sorge zu tragen, dass durch verpflichtende Präventionsschulungen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Kinder- und Jugendarbeit auf frühes Erkennen sensibilisiert werden und entsprechende Situationen vermieden werden, ist seit einigen Jahren in den meisten zivilgesellschaftlichen Organisationen und sozialen Einrichtungen Standard.
Sich bei den Opfern zu entschuldigen und diese zu entschädigen ist mehr als selbstverständlich. Es verbietet sich aber dabei von der katholischen Kirche als WIR und UNS zu sprechen, denn die Opfer waren und sind teilweise immer noch Glieder ebendieser Kirche. So wird die Verantwortung kollektiviert, statt personalisiert.
Die glaubhafte Verkündigung des Evangeliums, der Guten Nachricht von der bedingungslosen Liebe Gottes und die entsprechende Lebensgestaltung und Organisationsentwicklung ist Auftrag der Kirche als Gemeinschaft der an Christus Glaubenden. Jeder Einzelne ist dazu aufgefordert und berufen (aus Taufe und Firmung, wie immer wieder betont wird). Kleriker und Bischöfe sind ausgewählt seit der frühen Kirche als Diener an der Gemeinschaft und nicht zur Herrschaft über sie.
Die Wirklichkeit von Kirche, wie wir sie zur Zeit erleben, demotiviert alle Mitarbeitenden haupt-, wie ehrenamtlich. Ich und vielleicht auch wir brauchen neue Motivation für unserem Dienst an einer lebenswerten Welt für alle Menschen aus der Zusage Jesu: „Ich bin gekommen , um ihnen das Leben zu geben, Leben in Überfluss.“(Joh 10,10)
Deshalb schließe ich mich der persönlichen Erklärung meines Kollegen Joachim Braun aus Frankfurt an:
„Ich bin immer noch überzeugt, dass das, was die Kirche hütet und in all den Missbräuchen so schändlich verraten hat, das Evangelium, ein großartiges, inspirierendes und lebenswertes Programm für jeden Menschen guten Willens ist, das es wert ist, dafür zu kämpfen, alles in der Kirche neu auf den Prüfstand zu stellen, inwieweit es dem Geist dieses Evangeliums entspricht.“ GS 2. Okt 2018
Gott
bleib nicht stumm
versteck dich nicht
wenn mir der Boden
unter den Füßen entgleitet
wenn meine Welt
zerbricht
wenn alles über mir
zusammenschlägt.
Überlasse mich nicht
dem Nichts
setz einen neuen
Anfang
schaff meinen Schritten
weiten Raum
führ mich in die Weite
die du bist.
Katja Süß
nach Psalm 18 (Segen für den Weg des Lebens, Verlag am Eschbach 2009, S.56)