Dezember 2015 – Februar 2016

Um Gelassenheit, Einsicht, Mut und Glauben

Foto: Guido Schürenberg
Foto: Guido Schürenberg

Ich bitte um Gelassenheit, wenn
meine Vorstellungen nicht berücksichtigt,
meine Pläne nicht eingehalten,
meine Wünsche nicht befriedigt,
meine Vorschläge nicht ernst genommen werden.

Ich bitte um die Einsicht, dass
Stürme notwendig sind,
Fehler neue Möglichkeiten eröffnen,
Widerstand zum Denken anregt,
in Krisen eine Chance liegt,
Sanftmut weiter führt als Gewalt.

Ich bitte um den Mut,
mich an meine Grenzen vorzutasten,
meine Möglichkeiten zu entfalten,
zusagen, was ich zu sagen habe,
zu tun, was ich tun muss,
mich zu sehen, wie ich bin.

Ich bitte um den Glauben
an die Kraft, die in mir liegt,
an das Gute in dir,
an den Wert unseres Gesprächs,
an den Sinn unseres Lebens,
dass Liebe trägt.

Max Feigenwinter (Jeden Augenblick segnen, Verlag am Eschbach 2/2008, S.36f)


Der Herr segne dich;
er mache dich frei
von allen inneren und äußeren Zwängen,
von allem „du mußt“, „du sollst“,
von allen Erwartungshaltungen anderer:
„man tut“, „es wäre gut, wenn .. “

Er gebe dir Mut und Kraft,
deinen eigenen Weg zu gehen,
den für dich bestimmten Weg
zu suchen und zu finden.

Pilgerweg Foto: Guido Schürenberg
Pilgerweg
Foto: Guido Schürenberg

Er behüte dich
und schütze dich vor allem Unheil.
Nie sollst du dich verlassen fühlen
und widrigen Umständen hilflos ausgesetzt sein.
Er stelle dir jederzeit einen guten Menschen zur Seite.

Er lasse sein Antlitz über dich leuchten,
sei dir gnädig
und schenke dir reichlich sein Erbarmen.
Er schenke dir offene Augen und Ohren,
auf daß du allezeit seine Taten und Wunder erkennst
in den unscheinbaren Dingen des Alltags.

Er schenke dir Frieden und Heil.
Lob und Tadel anderer sollen dich
weder beirren noch verwirren.
Er schenke dir innere Sicherheit und Zuversicht.
Ablehnung soll dich nicht erschrecken oder gar betäuben.
Angst soll nicht dein ständiger Begleiter sein.

Er schenke dir jeden Tag ein fröhliches Herz,
ein Lächeln auf deinen Lippen,
ein Lachen, das andere mitreißt und frei macht,
und die Gabe, dich selbst nicht zu ernst zu nehmen
und auch über dich selbst lachen zu können.
In dunklen Stunden sende er dir einen Stern,
der dich leitet;
in Traurigkeit einen Menschen, der dich tröstet.

Er schenke dir genügend Ruhe und Schlaf;
Herausforderungen sollen auch nicht fehlen,
zündende Ideen und funkelnde Überraschungen
gebe er dir als Zutaten.

Mit seinem Segen sei er dir alle Zeit nahe,
umgebe dich mit seinem Beistand,
auf daß du wachsen und reifen kannst
und deinen Weg findest.

So bewahre dich der Herr, dein Gott,
der dich ins Leben rief und will,
daß du lebst und glücklich bist.

Heinz Pangels (nach 4. Mose I Numeri 6,24-26) Gesegneter Weg, Eschbach 1997 S.94f


Er schlug das Buch auf … und fand …  

bibel-liebe-075f3a87-517a-45dc-a12a-3a3087ad40f3In Zeiten von überall verfügbaren Suchmaschinen, die eine verwirrende Fülle von Verlinkungen zu weiterführenden Artikeln anbieten und diese Links auch schon fast passgenau auf meine Suchgewohnheiten zugeschnitten haben … In unserer digitalen Informationswelt also mutet dieser Satz aus dem Lukas-Evangelium vom vergangenen Sonntag mehr als anachronistisch an.
Wer sucht heute noch in Büchern (wobei Buch an dieser Stelle schon eine spätere Anpassung ist, denn Jesus wird in einer Schriftrolle gelesen haben) ?
Aber wo steht, dass Jesus etwas suchte? Er schlug das Buch, dass man ihm reichte auf – und fand!
Es geht um das Finden, nicht das Suchen. Und das Finden ist etwas, das den Suchenden zufällt!
Ein Zufalls-Fund? Das Wort Gottes, ein Treffer?
Das Wort trifft mich, es findet mich – wenn ich das Buch aufschlage!

Jesus überträgt das, was er da liest, was er gefunden hat, auf seine und unsere Situation:
heute hat sich das, was Ihr eben gehört habt erfüllt!
Mal sehen, was ich finde:                                                                                                    GS 26. Januar 2016

„Meine Lehre habe ich nicht selbst ausgedacht. Ich habe sie von Gott, der mich gesandt hat.
Wer bereit ist, Gott zu gehorchen, wird merken, ob meine Lehre von Gott ist oder ob ich meine eigenen Gedanken vortrage.
Wer seine eigenen Gedanken vorträgt, dem geht es um die eigene Ehre. Wer aber die Ehre dessen sucht, der ihn gesandt hat, ist vertrauenswürdig. Man kann ihm keinen Betrug vorwerfen.“ (Johannes 7, 16-18)


Ich bin entsetzt, ich fühle mich irgendwie schuldig, ich resigniere … angesichts der neuen Oxfam-Studie:

Die 62 reichsten Menschen besitzen so viel wie die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung – und der Trend hält an.

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Foto: Guido Schürenberg survival-of-the-fattest

Ich bin entsetzt: Obwohl ich seit Jahren um die Schere zwischen Arm und Reich weiß, sind diese Zahlen nochmal drastischer und konkreter. Wie konnte es soweit kommen und warum ist eine Trendwende nicht absehbar und warum rührt das die Superreichen nur selten (Bill Gates und Mark Zuckerberg zeigen mit ihren Stiftungen, was möglich ist – aber sie sind die Ausnahme.) Diese Vermögen fehlen bei der Armuts- und Hungerbekämpfung und in der Gesundheitsversorgung. Die Folgen sehen wir bei den Armutsflüchtlingen überall auf der Welt.
Ich fühle mich irgendwie schuldig: Ich habe kein Vermögen, aber mir geht es gut. Ich kann auch hin- und wieder Spenden für Notleidende und engagiere mich in der Entwicklungspartnerschaft. Aber wirklich teilen ist das nicht, eher ein bischen vom Überfluss abgeben. Wenn wir, die andere Hälfte der Weltbevölkerung 10% teilen würden, ließe sich schon viel bei der armen Hälfte der Menschheit, unseren Brüdern und Schwestern bewirken in Richtung des Buen vivir für die ganze Menschheit: „Ein neues Konzept für eine nachhaltige Entwicklung stellt „Buen Vivir“ dar – spanisch für „gut leben“. Ausgehend von der Anerkennung lokaler, sowie globaler kultureller Werte wird ein Entwicklungsverständnis skizziert, welches statt einer kapitalistischen Wirtschaftsweise eine solidarische Ökonomie, Gleichberechtigung, Freiheit und Nachhaltigkeit als Fundament einer Gesellschaft definiert.“ (Heinrich -Böll-Stiftung)
Ich resigniere: Weil ein Teil dessen, was ich spende/ teile auf obskuren Wegen auch bei den Superreichen landet; weil wir nicht genug sind, die bereit sind zu teilen; weil seine Lebensweise zu ändern so schwer ist; … und weil ich mir selbst im Weg stehe mit meinen Ansprüchen, meiner Gedankenlosigkeit, meiner Inkonsequenz …

Ich hoffe: Ändern kann ich nur mich; die Motivation nehme ich aus der Hoffnung, die Resignation, Schuldgefühle und Ohnmacht überwinden hilft und die mich zum Einsatz treibt für das Buen Vivir für alle Menschen:
(Neben anderen Erklärungen verabschiedete das Weltsozialforum 2009 in Belém (Brasilien) einen Aufruf zum „Guten Leben“ mit dem Leitsatz „Wir wollen nicht besser leben, wir wollen gut leben“.)                                 GS 19.1.2016

Hoffnung lebt in mir:
Dass sich Hass in Versöhnung
Ohnmacht in Zuversicht
Gier in Teilen
Verkrampftheit in Zärtlichkeit
verwandeln möge

Aus dem Entdecken
der göttlichen Quelle in mir
erwachse mein Vertrauen
in Deine Verheißung

Verwandle mich, Gott
rühre mich an mit Deiner Segenskraft
Sprich mir alltäglich Gutes zu
damit Du in mir weiterträumen kannst
wie verhärtete Beziehungen
ausweglose Momente
in Hoffnungsschritte münden

Pierre Stutz (Einfach Leben, Verlag am Eschbach 2004, S.25)


Weil es unsere Werte sind!

Im Nachgang zu den sexuellen Übergriffen in der Sylvesternacht zwischen Kölner Hauptbahnhof und Dom und an all den anderen Orten beschäftigen sich und auch mich viele Kommentare mit den Motiven der Täter.
Dabei spielt eine wichtige Rolle welche Bilder unsere Gesellschaft medial in deren Heimatgesellschaften, in die Krisengebiete der Welt vermittelt und die das Bild unserer Gesellschaft, das was geht und das was nicht geht in den Herkunftsländern und in den Köpfen der Migranten mehr prägt als Infobroschüren des auswärtigen Amtes. Ebenso prägend sind die Erzählungen bereits hier lebender Migranten.
So werden nicht nur Bilder und Szenen des Willkommens übermittelt sondern genauso TV-Serien, die Auswüchse unserer Wohlstandsgesellschaft (wie die Geissens) oder die vermeindliche sexuelle Freizügigkeit in „Sex and the City“ übermitteln.
Diese prägenden Bilder vermitteln eine liberale bis libertäre Gesellschaft ohne die dahinterstehendenGrundwerte und Regeln unserer „europäischen Wertegemeinschaft“Dazu gehören die allgemeinen Menschenrechte, wie die Gleichberechtigung von mann und Frau, das recht auf Selbstbestimmung und krperliche Unversehrtheit, der Schutz des Eigentums, … Werte, die als „christlich“ firmieren wie Liebe, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit haben diese Wertegemeinschaft mit geprägt.Währen es Aufgabe des Staates und seiner Einrichtungen ist die Grundrechte zu schützen (Polizei und Militär) und den Verstoß gegen die daraus resultierenden Regeln des gesellschaftlichen Zusammenlebens zu ahnden (Justiz), ist es an uns Bürgern, gleich welcher Religion und Konfesion die dahinter stehenden Werte zu leben und zu vermitteln.
So fordern mich in meiner Verunsicherung durch „Köln“ die Fragen von Gudrun Sailer in einem Kommentar auf katholisch.de heraus:
„Und die übergeordnete Frage: Reden wir genug über die gleiche Würde von Mann und Frau? Verdeutlichen wir jenen, die bei uns leben, unsere Werte so klar, wie wir müssen? Oder relativieren wir? Ironisieren wir? Zerreden wir? Versteht jemand, der mehr oder weniger neu bei uns ist, dass eine noch so freizügig auftretende Frau nicht das frei zu nutzende Eigentum von Männern ist?“
Die frühzeitige Information über unsere Werte und unsere gesellschaftlichen Regeln sind das eine, diese glaubwürdig und überzeugend zu leben das andere.
Beides zusammen ist Basis des Verstehens einer Gesellschaft und Kultur, in die sich Migrantinnen und Migranten integrieren wollen – wovon ich immer noch ausgehe.

Foto: Kristin Langen
Foto: Kristin Langen

Gelassen der Mensch
der sich lassen kann
weil er alltäglich einübt
sich nicht zu überschätzen
sondern seine Gaben und Grenzen
kennen lernt und annimmt

Gelassen der Mensch
der sich lassen kann
weil er aus der tiefen Solidarität lebt
nie Einzelner oder Einzelne zu sein
sondern immer Teil eines Ganzen

So wird er mitgestalten an einer Welt
in der die Menschen weder in der
Opferrolle bleiben noch
Sündenböcke suchen
sondern selbstbewusst den
aufrechten Gang einüben
zum Wohle aller

Pierre Stutz, Einfach Leben, Verlag am Eschbach 2004, S.33

Gebet für uns Verunsicherte:

Gott
Die Liebe zur Wahrheit
soll wachsen in mir
Denn du bist die Wahrheit
Doch reiß aus mir
alle Unduldsamkeit
allen Fanatismus
alle Intoleranz
alle. Rechthaberei
Die Wahrheit der Liebe
soll wachsen in mir
nach unten, damit sie fest verankert bleibt
in die Breite, damit sie alles umfaßt
nach oben, damit sie den Himmel berührt

Anton Rotzetter, Gott der mich atmen lässt, Herder 1985, S.179

GS 12.Januar 2016


Weg-Gedanken  zum Jahresanfang

Pilgerweg Foto: Guido Schürenberg
Pilgerweg
Foto: Guido Schürenberg

Ich glaube an den Weg.
Ich glaube, dass wir aufstehen können gegen Zwang
und gegen das Leid,
auferstehen in der Fülle des Lebens.
Ich glaube daran, dass wir das Brot teilen können
und die Vielfalt unserer Träume
und dass die Erde neu wird
im Miteinander von Frauen und Männern.
Ich glaube, dass uns das heilt,
einander die Schmerzen anvertrauen
zärtlich und wachsam sein
für die Sehnsucht der anderen.
lch glaube, dass sich der Himmel öffnet, immer wieder
und dass deine Kraft wächst
unaufhaltsam in jeder Blüte, in jedem Baum,
in meinem Körper.
Ich hoffe, dass ich tanzen werde
im rot und goldenen Kleid deiner Liebe
geflüstert das Leben, erhofft und ewig.

Reinhild Traitler (Adventlich leben, Verlag am Eschbach 2008, S.123f)

Der Herr segne dich und behüte dich;
der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir
und sei dir gnädig;
der Herr hebe sein Angesicht über dich
und gebe dir Frieden.

4. Mose 6,24- 26


Neujahrssegen

Zumthor-Kapelle, Mechernich Foto: Rudi Hürtgen
Zumthor-Kapelle, Mechernich
Foto: Rudi Hürtgen

Möge dir ein jeder Tag
in all seinen Stunden,
seinen Minuten und seinen
unzählbaren Sekunden
von Augenblick zu Augenblick
gesegnet sein.

Möge dir die Zeit, die dich erwartet,
immer wieder neue Ideen
ins Herz buchstabieren,
damit sich dein Leben
spannungsvoll fortschreibt
wie ein lesenswertes Buch.

Christine Spilling-Nöker

Gott, der die Zeit in Händen hält, segne uns,
er schenke uns Stunden bereichernder Begegnungen,
er schenke uns Minuten erholsamer Stille,
er schenke uns Sekunden erfrischender Überraschungen.
Er begleite uns in schweren Zeiten,
damit wir nicht verbittert, sondern gereift
unseren Weg gehen.
Er halte am Ende unsere gelebte Zeit in Händen
Gott segne uns.

Angelika Büchelin

Jeden Augenblick segnen, verlag am Eschbach 2/2008, S.261/262                                               GS 1.Januar 2016


Jahresende

Foto: Guido Schürenberg
Foto: Guido Schürenberg

Mit jedem Schritt,den du tust,
und in jeder Begegnung,
die dir geschenkt wird,
hinterlässt du Spuren.
Keine deiner Entscheidungen,
keines deiner Worte,
keine deiner Gesten
kann je ungeschehen gemacht werden.

Ich wünsche dir,
dass du Spuren der Freude hinterlässt
und des Glücks,
Spuren der Hoffnung und der Liebe,
Spuren der Gerechtigkeit
und des Friedens,
und dass du da, wo du anderen
weh getan hast,
Vergebung erfährst.

Christa Spilling-Nöker (Adventlich leben, Verlag am Eschbach 2008, S.95)


Ich bin da

Foto: Nastja Drofa
Foto: Nastja Drofa

Gott hat sein letztes, sein tiefstes, sein schönstes Wort im fleischgewordenen Wort in die Welt hineingesagt, ein Wort, das nicht mehr rückgängig gemacht werden kann, weil es Gottes entgültige Tat, weil es Gott selbst in der Welt ist.Und dieses Wort heißt: Ich liebe dich du Welt und du Mensch. Ich bin da, ich bin bei dir. Ich bin deine Zeit. Ich weine deine Tränen. Ich bin deine Freude. Ich bin in deiner Angst, denn ich habe sie mitgelitten. Ich bin in deiner Not. Ich bin in deinem Tod, denn heute begann ich mit dir zu sterben, da ich geboren wurde, und ich habe mir von diesem Tod wahrhaftig nichts schenken lassen. Ich bin da. Ich gehe nicht mehr von dieser Welt weg,wenn ihr mich jetzt auch nicht seht. Und meine Liebe ist seitdem unbesieglich. Ich bin da. Es ist Weihnachten. Zündet die Kerzen an. Sie haben mehr recht als alle Finsternis. Es ist Weihnacht, die bleibt in Ewigkeit.

Karl Rahner


Der Mensch bleibt Mensch, weil er lacht und weil er lebt

Foto: Constantin Lindenmeyer
Foto: Constantin Lindenmeyer

Ein Park in Barcelona, Kinder spielen unbekümmert mit Seifenblasen, sie sind ganz dabei; das um sie herum ist vergessen. Die Leichtigkeit des Seins.
Jesus sagt: Wenn ihr nicht umkehrt und wie die Kinder werdet, könnt ihr nicht in das Himmelreich kommen, werdet Ihr nicht Reich Gottes leben.
Umkehren, unserem Leben und unserem Handeln eine neue Richtung geben, sich an der Offenheit der Kinder, an ihrem Vertrauen ins Leben, an ihrer Unbekümmertheit orientieren;
Werden wie die Kinder – erst dann sind wir bereit für das Reich Gottes.
Advent heißt in dieser Logik Kind werden, das Kind in sich neu entdecken und dem Leben trauen, weil Gott es mit uns lebt, der selbst Kind wurde.

GS 22.Dez. 2015


Der Mensch  bleibt Mensch, weil er glaubt, sich anlehnt und vertraut

Foto: Tobias Otto
Foto: Tobias Otto

Zwei junge Frauen sitzen auf einer Bank in Park ähnlicher Umgebung. Zwischen ihnen eine menschengleiche Skulptur, offensichtlich aus Gips. Der Blick der Drei ist nach vorne gerichtet, dennoch ist eine Verbundenheit, eine Nähe spürbar, die auch ohne Worte auskommt.
Bindeglied ist die Skulptur; die beiden Frauen sind ihr zugeneigt. Eine vertraute, vertrauensvolle Nähe.

Welchen oder wessen Platz nimmt die Skulptur ein?

Bin ich ein Mensch der glaubt?

Erlebe ich menschliche Nähe und Wärme in diesen Tagen des Advent?

Wem gebe ich Nähe und Wärme?

GS 15.Dez 2015


Der Mensch ist Mensch, weil  er hofft und liebt

Foto: Guido Schürenberg
Foto: Guido Schürenberg

Ein Mann steht auf dem Minibalkon seiner Wohnung im arabischen Viertel von Perpignan in Südfrankreich. Ersieht herab auf das Leben in seiner unmittelbaren Nachbarschaft. Er wirkt angespannt, als wenn er etwas erwartet; als wenn er auf etwas wartet, was er in seiner unmittelbaren Umgebung noch nicht sieht. Er nimmt teil am Leben um ihn herum, aber es fehlt noch was. Er erwartet – den Freund/ die Freundin? Seine Frau? Die Kinder?
Oder auf etwas was noch außerhalb seines sozialen Umfeldes ist, was im Moment noch nicht sichtbar ist, was noch auf ihn zu kommt?

ERWARTUNG –

Annahme, was ein anderer oder mehrere andere tun würde oder sollte (Soziologie)
Prognose einer vermutlichen Zukunft
Im Christentum die Wiederkehr Jesu von Nazareth

ZUKUNFT –

nicht nur subjektiv die Zeit die der Gegenwart folgt, sondern auch im mittelhochdeutschen mit der religiösen Bedeutung es Herabkommens Gottes verknüpft,
deshalb heiß Advent übertragen nicht nur Ankunft, sondern auch Zukunft

Worauf warten wir, was erhoffen wir für die nächste Zeit, in diesem Advent, für das neue Jahr, für unser soziales Umfeld, für die Gesellschaft in der wir leben, für Gottes Schöpfung, unseren Lebensraum?

GS 8.Dez.


menschlich werden

Foto: Kristin Langen
Foto: Kristin Langen

Der MENSCH ist ein, ist mein Thema in diesem Jahr und ganz besonders in diesem Advent, der BeSinnZeit vor Weihnachten:
In Begrifflichkeiten und Werten diskutiert oder beklagt; wie MENSCHLICHKEIT und UNMENSCHLICHKEIT im Zusammenhang mit der Flüchtlingsherausforderung und der Barbarei des Islamischen Staates.
Oder existentieller gerade in diesen Tagen der Klimakonferenz in Paris:
Die Zukunft der MENSCHEN auf dieser Erde ist verknüpft mit dem lebensbedrohlichen Klimawandel und ob „DIE MENSCHHEIT“ sich auf verbindliche Maßnahmen zur CO2 Verringerung verständigt.

Weihnachten feiern Christen auf der ganzen Welt die MENSCHWERDUNG Gottes in Jesus Christus

Was macht Mensch und Mensch Sein aus?
Herbert Grönemeyer singt:

Der Mensch heißt MENSCH

Foto: Constantin LIndenmeyer
Foto: Constantin LIndenmeyer

weil er: vergisst, verdrängt, schwärmt, stählt
weil er lacht und lebt und wärmt, wenn er erzählt
weil er irrt, kämpft, hofft, liebt
weil er vergisst, verdrängt, glaubt, sich anlehnt und vertraut
weil er erinnert, mitfühlt und vergibt
– und weil er lacht und weil er lebt

Album MENSCH (2002)

Foto: Mechthild Pleiss-Schürenberg
Foto: Mechthild Pleiss-Schürenberg

Diese Ausprägungen des Mensch Seins finden sich auch in der Fotoausstellung menschen.bilder, von Studierenden zusammengestellt,  während der Advents- und Weihnachtszeit im Chico Mendes und im Foyer der KHG.
Sie zeigen ein vielfältiges MENSCHENBILD, das uns im Alltag begegnet, das erlebbar ist und das viele Facetten unseres MENSCH SEINs spiegelt. So bringen sie ins Bild, was Herbert Grönemeyer besingt und was IRENÄUS VON LYON (+ um 200) feststellt: „Die Ehre Gottes ist der lebendige Mensch“

Diesem Menschenbild fühle ich mich verpflichtet und so menschlich werden möchte ich in diesem Advent.

GS 1.Dez. 2015