Satt sein und Hungern – ein Paradox der Achtsamkeit

Es war kein Qualitätsverlust oder etwa weniger Genuss, dass bei der vergangenen Work Hard – Pray Hard – Woche ungefähr die Hälfte des gemeinsamen Frühstücks und Abendessens „gerettete“ Lebensmittel waren. Niemand der Teilnehmenden fand es anstößig, im Gegenteil die Foodsaver wurden gelobt und es kam zu guten Gesprächen über gesunde Ernährung, Lebensmittelvernichtung, Massentierhaltung und unsere Verantwortung als Konsumenten für eine lebenswerte Zukunft auf diesem Planeten. Passend dazu die Sozialkritik der Propheten Amos und Jeremia:
Fasten(zeit) sensibilisiert und ermöglicht Achtsamkeit, wie die Erfahrungen von Nadine S. zeigen:
„Ich beschäftige mich viel mit Hunger und Satt-sein. Satt-sein bezog sich dabei nicht nur auf Lebensmittel, sondern auch darauf, keine Fragen mehr zu stellen, sich nicht betroffen zu fühlen, sich nur um sich und die eigene kleine Lebenswelt zu drehen und wenig mitzubekommen, dass es auch andere Lebensrealitäten gibt. Das ist jetzt sehr pauschal, aber es ging mir dabei auch nicht nur um die anderen, sondern ich spürte auch meine Angst, satt zu werden und es gar nicht zu merken. Der Hunger hingegen wurde für mich ein Symbol des Lebens und der Sehnsucht nach mehr, Hunger nach Beziehung, Hunger nach Veränderung, Hunger nach Gerechtigkeit.“ (strassenexerzitien.de)
Aufmerksam werden, sehen, die eigene Position, die eigenen Werte und Gewohnheiten überdenken, sich neu orientieren sind Chancen und Schritte, die MICH verändern und die Welt verändern können.    GS 13. März 2018

WIE MACHT DAS ALLES SINN?

Du siehst dich um, siehst in die Welt,
siehst arm und reich, Norden und Süden
und fasst dich an den Kopf.
Paradox!
Wie macht das alles Sinn?
Angesichts von Hunger
und verseuchtem Wasser?

Du liest dich ein, liest in Journalen,
liest von ungleich verteilten Gütern
und kannst es nicht verstehen.
Grotesk!
Wie macht das alles Sinn?
Angesichts von Menschenhandel
und Verelendung?

Du fragst dich selbst, du fragst herum,
fragst nach Ursachen der Ungerechtigkeit
und bleibst allein mit deinen Fragen.
Fatal!
Wie macht das alles Sinn?
Angesichts von Landflucht
und Kriegen?

Nach Plausibilität,
nach Antworten
suchst du.
Doch nichts erscheint dir plausibel.

Aber bleibst du wirklich allein
mit deinem Fragezeichen?
Allein auf der Suche nach Gründen?
Allein mit deinen Fragen?
Wirklich?

Steffen Flicker (Love & Pray – Verlag Haus Altenberg 2011, S.16)

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