Power-on – Advent?

Advent, Zeit des Wartens auf das Weihnachtsfest, Zeit sich mit dem eigenen Sehnen, mit der Sehnsucht zu beschäftigen. Advent – worauf warte ich eigentlich in diesen Wochen? Ich, wir, die Christen.

Da eröffnen schon vier Wochen vor Weihnachten die Weihnachtsmärkte und schon geht es mir besser und gleichzeitig schlechter. Besser, weil das depressiv machende, feuchtkalte und dunkle November-Wetter endlich erleuchtet wird. Schlechter, weil einfach so übergangslos der Weihnachtsmarktlichtschalter angemacht wird und sich die weihnachtliche Festbeleuchtung nicht langsam nach und nach entwickelt, sodass ich mich mit entwickeln kann auf Weihnachten hin.

Die Wartezeit wurde uns als Kinder mit Adventskalendern, auf denen oder in denen etwas zu entdecken war verkürzt und der Spannungsbogen durch die zunehmenden Lichter, sprich die Kerzenanzahl auf dem Adventskranz allmählich aufgebaut, angereichert mit Kostproben von selbstgebackenen Weihnachtsplätzchen und adventlicher Musik.

Weihnachtsgebäck wird in den Supermärkten bereits nach den Sommerferien angeboten, Weihnachtsmärkte öffnen am Freitag vor Totensonntag, Tannenbäume sind ab 1.Dezember erhältlich und werden auch schon in den Häusern (nicht nur in White House) aufgestellt und weihnachtlich geschmückt. In den Vorgärten unserer Wohnsiedlung tummeln sich schon die Rentiere und Weihnachtsmänner in LED.

Der Spannungsbogen des „Wartens auf“ ist zum hektischen Online-Bestell-Marathon geworden. Aus „Worauf wartest Du?“ ist „Was wünscht Du Dir?“ und „Für wen hab ich noch kein Geschenk?“ geworden. Das Treffen am Glühweinstand mit den ArbeitskollegInnen und die Weihnachtsfeiern mit der Firma, dem Sportverein und der Frauengruppe strukturieren die besinnliche Vorbereitungszeit auf Weihnachten und nicht die Adventsonntage.

Advent, Advent, ein Lichtlein brennt, erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier, … dann steht das Christkind vor der Tür! – Kindisch? – Vielleicht, aber die Spannung wird langsam aufgebaut und das Christus-Kind ist Höhepunkt und Ziel adventlichen Wartens, die Be-Gründung des Weihnachtsfestes und nicht der Geschenke verteilende Weihnachtsmann, der immer noch nicht gegendert ist.

Erst die christliche Botschaft, dass Gott in diesem Kind Jesus Mensch geworden ist und dass diese Menschlichkeit Frieden ermöglicht, die Sehnsucht aller Menschen in einer von Gewalt und Krieg zerrissenen Welt die Chance hat Realität zu werden, erst dies macht aus dem Fest der Wintersonnenwende auf der Nordhalbkugel dieser wunderbaren Erde eine geweihte, eine Heilige Nacht und das Geschenk der Menschwerdung und Menschlichkeit wird Vorbild und Maßstab aller Weihnachtlichen Geschenkeflut.

GS 5. Dez 2017

Geh deinen inneren Weg
durch die Tage und Wochen des Advent.
Bewahre dir, wenn es möglich ist,
Zeit, in der der Atem ruhig geht,
in der nicht gehetzt und gerannt wird.
Es soll ja etwas in dir selbst geschehen.
Richte deine Gedanken und Erwartungen
auf das, was sich lohnt.
Gott behüte dich auf deinen Wegen.
Er gebe dir Frieden und Zuversicht.

Einen gesegneten Advent wünsche ich dir.

Jörg Zink, Adventlich leben, Verlag am Eschbach 2008, S.12

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